Wiedersehen…

Die Tage nach meiner Ankunft in Quito sind von netten Wiedersehenstreffen mit Freunden und Familie geprägt. Mein Gastvater Fernando aus Riobamba empfängt mich sehr nett in seinem Appartement. Am Dienstag treffe ich mich mit vielen Bekannten aus meiner Zeit auf San Cristobal: Paul, der Neffe der Barbesitzer, mit dem wir viel gearbeitet haben, ist gerade in Quito. Wir treffen uns am Nachmittag, nachdem ich kurz im Institut bei Marylene vorbeigeschaut habe. Er bringt einen Cousin mit, und nach einem kurzen Spaziergang durch den Park Carolina landen wir in einer kleinen Bar und schauen uns das Fussball Länderspiel Ecuador gegen Uruguay an – das ist witzig uns sehr speziell.

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Später treffen wir uns mit ein paar Freiwilligen aus Jatun Sacha: Adrian, der hier in Quito wohnt, und Alexandra und Patricia, die hier noch ein paar Tage vor ihrer Rückreise verbringen.

Mittwoch bin ich zum Mittagessen bei meiner Gastfamilie eingelade, und werde sehr herzlich empfangen. Es gibt ein Gericht mit Shrimps – lecker! Später spielen Lilían und ich Karten, und Margarita kommt dazu. Dann holt mich Eduardo, den ich vor vielen Monaten über meine Freundin Edna kennengelernt habe ab. Wir verbringen den Abend in einem netten Cafe im Stadtteil Itchimbia, mit wunderbaren Blick auf die Altstadt und den „Panecillo“ (der kleine Hügel in der Innenstadt auf dem die heilige Jungfrau über Quito wacht). Wir essen Empanadas und trinken typische Getränke (Ponche, ein Eierpunsch, und Canelazo, ein alkoholisches Heissgetränk mit Zimt und Naranjilla Saft).

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Am Donnerstag morgen bin ich noch einmal mit Alexandra verabredet. Bevor sie mittags zum Flughafen fährt, schauen wir uns noch einmal die Guayasamin Ausstellung an, die mich schon beim ersten Mal nachhaltig beeindruckt hat. Auch diesmal bin ich wieder sehr beeindruckt, und erstaunt dass dieser außerordentliche Künstler in Europa kaum bekannt ist. Leider darf man in der Ausstellung nicht fotografieren. Aber auch der Ausblick über Quito ist sehenswert:

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Nachmittags ist nochmal ein besonderes Wiedersehen angesagt: Um 15 Uhr treffe ich mich mit Lilían und Margarita, und nehme noch einmal am Kochtreffen der Gruppe älterer Damen teil. Extra für mich machen wir noch einmal Empanadas, und sorgfältig achten meine Gastgeberinnen darauf, dass ich diese auch mit der richtigen Falttechnik verschließe. Die Empanadas nie mit der Faltkante zuerst ins Fett legen, nicht von oben fallen lassen, das Fett muß die richtige Temperatur haben. Als wir fertig sind haben sich alle vergewissert dass ich die Technik gut genug beherrsche, um meine Freund in Deutschland ecuadorianisch zu bewirten.

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Am Freitag morgen fahre ich ein zweites Mal nach Otavalo. Ich war vor vielen Monaten mit meiner Freundin Marie schon einmal hier. Damals hatten wir keine Zeit den Kondorpark zu besuchen. Ich möchte den Wappenvogel Ecuadors so gerne einmal sehen. Ich checke im gleichen Hotel ein wie letztes Mal, und schon wenige Minuten später sitze ich in einem Taxi, das mich die etwa sechs Kilometer zum hoch gelegenen Vogelpark fährt. Der Himmel ist strahlend blau ind die Sonne scheint, und ich schaue mir in aller Ruhe die verschiedenen Raubvögel an. Hier gibt es Falken, verschiedene Adler Arten, und besonders beeindruckt mich eine Harpyie mit aufgestelltem Federschopf.

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In einem weiteren Abschnitt des Parks sehe ich verschiedene Uhus und andere Eulenarten. Wie einzigartig war es doch, eine dieser Eulen auf San Cristobal in freier Wildbahn zu sehen! Dann komme ich zum Höhepunkt des Parks, einer Voliere mit dem größten Greifvogel der Welt – dem Kondor. Ich schaue und schaue – aber die beiden Vögel haben sich wohl in ihrer Höhle verkrochen und machen keine Anstalten herauszukommen. Nun, ich habe Zeit, und heute nichts anderes mehr vor. Ich beschließe zunächst eine Kleinigkeit zu essen, aber die Cafeteria ist geschlossen. Nahe dem Eingang gibt es einen kleinen Laden, und hier frage ich auch gleich nach der Vogelschau. Diese, so teilt mir die Verkäuferin mit, findet heute leider nicht statt, da die Angestellten die diese durchführen zur Zeit nicht im Park seien.

Ich laufe zurück zur Kondor Voliere, setze mich auf eine Bank in den Schatten (in der Sonne ist es wirklich heiss), und geniesse meine Tüte mit Tortilla Chips. Vom Kondor ist nach wie vor nichts zu sehen. Ich richte mich auf eine längere Wartezeit ein, und stöbere ein wenig in meinen Fotos, als plötzlich eine Parkangestellte zur Flugschau ruft. Was für ein Glück dass ich mir die Zeit genommen habe, noch ein wenig zu warten!

Im Folgenden sehen wir verschiedene Adlerarten fliegen, und ein Falke zeigt seine Künste. Diesen darf man nachher auch vorsichtig mitsamt dicken Lederhandschuh auf den Arm nehmen, und ein freundlicher Ecuadorianer macht ein Bild von mir.

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Und siehe, am Ende der Flugshow zeigen sich plötzlich im benachbarten Gehege auch der Kondor nebst Gattin. Und als ob das nicht genug wäre, breitet er auch noch seine Flügel aus. Die Spannweite ist beeindruckend (bis zu drei Metern), und ich bin überglücklich.

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Was für ein Glück, nicht nur diese beeindruckenden Tier zu sehen, sondern auch noch die Flugschau zu erleben! Eine Weile schaue ich den mächtigen Raubvögeln zu, die sich am Mittagessen – rohem Fleisch – laben. Sie gehören zur Familie der Geier und sind Aasfresser. Dann verlasse ich beschwingt den Park.

Das Wetter ist zu schön um einfach nur zurückzufahren, und so beschliesse ich, an meinen Parkbesuch noch einen Spaziergang anzuhängen. Von hier oben hat man einen wunderschönen Blick auf den Lago San Pablo.

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Eine Indígena kommt mir mit ein paar Hunden entgegen, wir schwatzen einen Moment, und sie empfiehlt mir in Richtung See zu laufen. Und so wandere ich eine gute Stunde hinunter zum See. Der Ort scheint verlassen, eine alte Frau kräht mir fröhlich „Gringa“ hinterher und winkt. Ich tue ihr den Gefallen und winke zurück. Als plötzlich eine Taxe auftaucht betrachte ich das als Zeichen des Himmels. Das Dorf scheint zu klein um hier ein Restaurant zu finden, und so fahre ich zurück nach Otavalo. Ich habe Hunger, und etwas außerhalb des Zentums finde ich ein von Einheimischen gut besuchtes Restaurant, in dem ich für 2,50 $ ein typisches Mittagessen („Almuerzo“) bestelle. Wie immer gibt es vorweg eine Gemüsesuppe, als Hauptgang Reis mit gebratenem Hühnchen und Salat, und dazu einen frischen Fruchtsaft. Nachmittags bummle ich durch die Strassen von Otavalo, und kaufe für meine Gitarre eine bunte gewebte Hülle – in die habe ich mich schon beim ersten Mal verliebt. Abends geniesse ich von dem mexikanischen Restaurant aus, das ich schon zusammen mit Marie besucht habe, den Blick über den bunten Marktplatz. Zu den Tortillas gibt es einen Erdbeer-Mojito. Das Leben kann schön sein. Einzig eine rotverbrannte Nase trübt meine Freude. Arrogant habe ich gedacht, dass ich nach zwei Monaten auf den Galapagos Inseln keinen Sonnenschutz mehr brauche, und dabei ganz übersehen, dass wir uns auf gut dreitausend Meter Höhe befinden…

Am nächsten Morgen stürze ich mich früh in das Markttreiben von Otavalo, kaufe Mitbringsel, und kann der Versuchung einer buntgewebten Handtasche und der eines kleinen Rucksacks nicht widerstehen. Irgendwie wird das alles schon in den Koffer passen – hoffe ich…

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Nachmittags fahre ich nach Quito zurück, und packe meine Sachen für die Reise am nächsten Tag. Aber bevor ich am Sonntag nach Riobamba weiterfahre, steht noch ein Treffen aus, auf das ich mich sehr freue: Ich bin mit meiner ehemaligen Spanischlehrerin Sophia verabredet. Wir treffen uns Mittags am Einkaufszentrum, und fahren dann zu einem Ceviche Restaurant – diese Spezialität mit Meeresfrüchten essen wir beide besonders gerne. Zum ersten Mal unterhalten wir ins bei einem privaten Treffen in reinem Spanisch, und ich freue mich über das Kompliment, wieviel Spanisch ich in den vergangenen vier Monaten gelernt habe.

Nach dem Mittagessen gehen wir ins Kino, in einen ecuadorianischen Film, der im Dschungel in der Zeit des Krieges zwischen Peru und Ecuador spielt. Das ist – insbesondere ergänzt durch Sophias Erklärungen – sehr interessant für mich. Nachher fährt mich Sophia zum Appartement meiner Gastfamilie, und wir verabschieden uns herzlich. Wir werden über Facebook und email sicher in Kontakt bleiben.

Ich schnappe meinen gepackten Rucksack und nehme eine Taxe zum im Süden liegenden Busterminal Quitumbe, um von dort aus einen Bus nach Riobamba zu nehmen. Von meiner Familie werde ich sehr herzlich empfangen. Sie haben inzwischen einen anderen Gast, und eine andere ehemalige Gasttochter aus Deutschland, Karin, ist ebenfalls gerade zu Besuch. Die Familie rückt einfach zusammen, Oma schläft in Maholys Bett, ich in Omas Bett, und Karin zieht für die nächsten zwei Nächte zu ihrem ecuadorianischen Freund. Es wird ein schöner Abend – hier fühle ich mich so zu Hause!

Am nächsten Tag ist ein weiteres Wiedersehen angesagt. Ich gehe in die Schule um „meine“ Kinder zu besuchen. Ich hatte vorher schon mit der Lehrerin Eugenia kommuniziert, und weiß dass die Klasse nicht mehr in ihrer alten Form zusammen ist. Ich verplaudere mich am Morgen noch ein wenig mit Teresa und Oma, dann nehme ich mir eine Taxe und fahre kurz vor der Pause zur Schule. Verblüfft stehe ich vor einem verschlossenen Tor. Ich klingle zweimal, aber niemand öffnet oder meldet sich auf der Sprechanlage. Da tönt plötzlich mein Name über den Schulhof, und Julian aus meiner Klasse kommt angelaufen so schnell ihn die Beine tragen. De Freude ist groß auf beiden Seiten, und er erklärt mir, dass die Schule jetzt über den oberen Eingang, direkt neben meinem alten Klassenzimmer, betreten wird. Offensichtlich hat sich nach den Sommerferien einiges geändert.

Ich laufe zum oberen Eingang, hier steht einer der zwei Hilfsarbeiter der Schule und bewacht den Eingang. Freudig werde ich auch hier begrüßt, und erfahre, dass Eugenia noch in ihrem alten Klassenzimmer unterrichtet. Vorsichtig spähe ich durch das Fenster, da ruft auch schon eines der Kinder meinen Namen, und freudestrahlend öffnet die Lehrerin die Tür. Erst jetzt wird mir bewußt, wie viele Schüler ich in den zwei Monaten hier kennengelernt habe: Beim Computer Unterricht, bei Ausflügen und auf dem Schulhof. Die Klasse ist wirklich groß und die Kinder sind sehr unterschiedlich. Zwei kleine Mädchen sitzen im Rollstuhl, ein paar der Kinder sind verhaltensgestört, andere einfach langsam, ein kleiner Junge ist leicht autistisch. Das ist ganz anders als unsere Klasse vor den Ferien. Eugenia und ich unterhalten uns einen Moment, dann gehe ich hinüber in ein anderes Klassenzimmer, in dem jetzt meine Kinder zusammen mit einigen anderen unterrichtet werden. Auch hier ein mehrstimmiger Freudenschrei, und bald habe ich drei Kinder im Arm, die mich gar nicht mehr loslassen wollen. Alle wollen aufgeregt wissen wie es auf den Galapagos Inseln war, und fragen freudig ob ich jetzt wieder jeden Tag komme. Ich erkläre dass ich nur zu Besuch da bin, und wie sehr mich freue sie alle wiederzusehen. Dann mache ich mich auf den Weg meine kleine Freundin Lisa zu suchen, sie ist gerade alleine in der Cafeteria.

Offensichtlich sind die Kinder nicht mehr so behütet wie in der kleinen Klasse mit Eugenia, Stalin hat viele Schrammen und Wunden, und die Liza mit ihrem unsicheren Gang wird nicht mehr bei jedem Schritt bewacht. Sie bekommt große Augen als sie mich sieht, und auch sie kann meine Hand gar nicht mehr loslassen. Gemeinsam gehen wir in den Klassenraum zurück, ich helfe ihr beim Frühstück, und alles fühlt sich so vertraut an.

Zusammen mit Liza, Stalin und Byron sitze ich anschliessend in der Sonne, und gehe dann einen Moment auf den Spielplatz hinunter. Auch Eugenia kommt dazu, wir schauen den Kindern beim Spielen zu und reden über gute alte Zeiten… Schließlich drängt Liza in die Klasse zurück, immer in Sorge etwas zu verpassen. Stalin und Byron beschuldigen sich gegenseitig der Belästigung – auch wie in alten Zeiten. Julian schließt mich noch einmal in die Arme, dann ist die Pause herum. Ich geselle mich zu Eugenia in ihren Klassenraum – sie ist nicht zu beneiden. Ein kleiner Junge versucht permanent aus dem Klassenzimmer zu flüchten, und nur das Zuhalten der Tür kann ihn davon abhalten. Das übernehme ich. Ein anderes Kind ist gleich draußen geblieben. Der autistische Junge, erklärt mir die Lehrerin, wird nach einer Weile von selbst das Klassenzimmer betreten. Sie singt mit den Kindern ein Lied, während der kleinere Ausbrecher eine neue Idee hat und mit allen möglichen Stiften an die Tafel malen will. Puuhh… Irgendwann hat er wenigstens einen abwaschbaren Stift erwischt, und lasse ihn gewähren.

Eugenia hat das Lied von der kleinen Ente gesungen, und nun sollen die Kinder eine Ente malen (sie zeichnet die Konturen) und anschließend. „pato“ schreiben. Der eine rennt durchs Klassenzimmer und klaut seinem Schulkameraden die Wachsmalkreiden, ein paar Kinder können nur malen nachdem das Blatt Papier auf den Tisch geklebt wurde, eines der kleinen Mädchen im Rollstuhl gibt mir zu verstehen, dass ich ihren hölzernen Schreibpult über die Rollstuhl Lehnen schieben soll – es gibt alle Hände voll zu tun, und ich kann mir gar nicht vorstellen, wie man das alleine bewältigen kann. Der kleine Störenfried soll seine Ente an der Tafel anmalen, aber er zieht es vor, alle verfügbaren Schränke zu öffnen. Offensichtlich hat er es in der guten Woche des neuen Schuljahres schon geschafft, den CD Player, der in einem der Schränke gelagert ist, kaputtzumachen. Und während Eugenia hier hilft und dort gut zuredet, bewache ich den Schrank.

Inzwischen sind die meisten Enten fertig, und die Kinder dürfen zum Abschluss des Schultages puzzeln. Endlich kann ich meine Schrankwache aufgeben, helfe dem Mädchen im Rollstuhl beim Beenden ihrer Ente, und dann ein paar Kindern beim Puzzle. Die ersten Mütter kommen, das Rollstuhlmädchen wird von ihrer Mutter weggetragen, und ein paar der Kinder begleite ich zum Auto. Dann kehrt Ruhe ein, ich verabschiede mich von meiner Lehrerin und bedaure sie ein wenig – das ist wirklich ein ganz anderer Schulalltag als vor den Ferien. Eugenia hofft zum Jahresende pensioniert zu werden – sie ist schon deutlich über sechzig – und wir beide werden zum Austausch von Nachrichten sicher in Kontakt bleiben.

Ziemlich geschafft verlasse ich die Schule. Dieser halbe Vormittag war ziemlich anstrengend.
Es hat mich ein wenig traurig gemacht, dass die Kinder in der neuen Schulumgebung nicht mehr so gut gefördert werden können. Aber so nehmen die Dinge ihren Lauf, und ich bin sicher dass sich alles einspielen wird. Das versichert mir auch meine Freundin Frances, die Lehrerin an einer Schule für schwer erziehbare Kinder ist, und über Facebook lebhaft Anteil an meiner Erfahrung nimmt.

Den Nachmittag verbringe ich mit meiner Familie, spiele mit meiner kleinen Schwester Maholy, und schon am nächsten Morgen fahre ich weiter nach Baños, wo ein letztes Abenteuer auf mich wartet.

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Abschied von San Cristobal

Von meiner Rundreise auf den Galapagos Inseln zurückgekehrt, erwartet mich zu meiner Überraschung Eduardo an der Mole – naja, er will mir meine vergessene Taschenlampe zurückgeben… Wir reden eine Weile, und er schlägt vor, dass wir morgen zusammen mit Marcela, Andres und 1-2 anderen zur Finca eines Freundes fahren können. Dort gibt es – in freier Wildbahn – Schildkröten, und einen schönen Blick über die Küste. Wir verabreden um 10:00 Uhr loszugehen, Eduardo wird noch mit seinem Freund telefonieren und mich morgen früh nochmal anrufen.

Ich bin von Reisen und Erkältung ein wenig erschöpft, und gehe früh ins Bett. Mit den anderen bin ich morgen früh zur Wanderung mit Eduardo verabredet.

Wie immer wache ich früh auf; mein „Lerchen Rhythmus“ hat sich auch auf Galapagos nicht verändert. Und weil der frühe Morgen eine gute Zeit zum Fotos und Blog laden ist, sitze ich schon um kurz nach 6:00 Uhr an der Rezeption unseres Hostels. Um 6:30 Uhr klingelt das Telefon – Eduardo! Er schlägt vor dass wir ins schon um 8:00 Uhr treffen, und nachhher noch zusammen zum Strand gehen. Oh oh… Ich ahne schon dass einige meiner Freunde diese neue Zeit nicht begeistert aufnehmen werden. Um zwanzig nach sieben klopfe ich zaghaft bei Andre und Marcela. Ich höre schon beim ersten Wort, dass diese Störung nicht wirklich willkommen ist… Und die Antwort, die mit Grabesstimme von Andre kommt lautet: „This is not going to happen!“ Ok, ok… Kleinlaut schleiche ich mich wieder in die Rezeption. Auch Matt der eigentlich mitwollte läßt sich von der frühen Uhrzeit abschrecken, und so rufe ich Eduardo noch einmal an um ihm mitzuteilen, dass nur wir beide losgehen. Wegen der teuren Taxe schlägt er eine Planänderung vor und will mit mir zu einem Baumhaus fahren. Ich habe bis 8:00 Uhr noch genügend Zeit zum Frühstücken und mir zu überlegen, dass ich viel lieber die Schildkröten sehen und die Wanderung machen will, auch wenn das Taxi 20 $ kostet. Ich hatte so sehr gehofft nochmal einen ganz anderen Ort auf der Insel zu sehen, zu dem Touristen nicht kommen.

Eduardo ist einverstanden, nur meine Sandalen (ihr erinnert euch, mein auf Galapagos einzig verbliebenes Schuhwerk abgesehen von Crocs) sind in seinen Augen nicht für die Wanderung geeignet. Und so halten wir an einem kleinen Laden und kaufen für ein paar Dollar ein Paar Leinenschuhe. (Da kriege ich wenigstens keine schmutzigen Füsse?!….). Die Fahrt führt in die Berge, und ich bin froh dass ich meine Jacke dabei habe. Auch wenn es hier frischer ist, haben wir einen schönen Tag erwischt, keine Wolken versperren die Sicht. Wir fahren ein Stückchen in Richtung Galapaguera, und biegen dann auf einen holprigen Weg ab. Dieser endet vor einem Stacheldraht, auf dessen anderer Seite ein schmaler Fusspfad zu sehen ist. Eduardo raunt mir noch zu, dass ich die Taxe erst später bezahle, damit uns der Fahrer auch wieder abholt – irgendwie bin ich nicht überrascht.

Über Schlamm und Vulkangestein steigen wir steil bergauf – in dünnen Leinenschuhen bestens gerüstet… Dann überqueren wir eine kleine Wiese, und hier grasen tatsächlich zwei Schildkröten. Eduardo nimmt eine auf den Arm – das hätte ich von ihm nicht erwartet, aber offensichtlich wird außerhalb des Nationalparks die Sache mit dem Tierschutz nicht so genau genommen. Ich fotografiere ihn mit seiner Kamera – mit meiner will ich so ein Bild nicht. Wieder höre ich den schweren Atem einer angstvollen Schildkröte – und habe Mitleid. Eduardo versucht mir weiszumachen, dass die Tiere das Streicheln ihres Panzers geniessen. Darauf falle ich nicht herein. Ich setzte mich für mein Foto dicht neben die Schildkröte, und bin mal wieder von der urzeitlichen Ausstrahlung fasziniert.

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Weiter geht es steil bergauf, irgendwann wird es flacher, und Eduardo bittet mich die Augen zu schliessen. Er führt mich ein Stück weiter über Steine, dann darf ich die Augen wieder öffnen. Der Blick ist atemberaubend! Wir schauen über die Westküste der Insel, auf weisse Strände die wohl selten einer betritt, auf die von Kakteen durchsetzte Küstenlandschaft und aus einer ganz anderen Perspektive auf Kickers Rock, wo meine Freunde und ich vor 2 Wochen tauchen waren. Wow! Ich bin glücklich, ist doch mein Wunsch nochmal ein anderes Stück von der Insel kennenzulernen in Erfüllung gegangen.

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Eduardo ist entspannt wie selten – ich habe ihn ja in den letzten zwei Monaten fast nur im Dienst erlebt. Wir schauen gemeinsam dem ausgiebigen Bad zweier Darwinfinken zu, und später entstehen ein paar lustige Bilder mit dem allgegenwärtigem Moos. Eduardo arrangiert es zu einem Bart und bringt mich zum Lachen. Dann bin ich dran, und als ich zögere, die Flechten in den Mund zu nehmen ermutigt er mich mit der Information „das ist rein organisch“…

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Weiter steigen wir zur Finca seines Freundes hinab, und auf dem Weg dorthin telefonieren die beiden kurz miteinander. Ich höre genau dass die beiden über „Colorados“ reden. Das ist die abfällige Bezeichnung für die so häufig von der Sonne verbrannten Ausländer. Als ich ich darüber beschwere heißt es „Du bist doch nicht gemeint, Du bist doch eine Freundin“… Ah ja.

Auf der Farm seines Freundes angekommen ist dort kein Mensch zu sehen, wir spazieren einmal durch den Schweinestall und machen ein paar witzige Fotos, dann gehen wir an einer kleinen Schule vorbei zu einer anderen Farm. Hier arbeiten ebenfalls Freiwillige, und Eduardo möchte sich das gerne anschauen. Wir warten eine Weile, dann klingelt sein Telefon und Lydia teilt ihm aufgeregt mit, dass er sofort nach Jatun Sacha kommen und helfen müsse – eine für morgen angekündigte Gruppe Ecuadorianer komme schon heute. Brummig sagt er, dass er nicht unten im Ort, sondern bei der alten Schule sei – kein Problem, das Taxi mit Erling und Lydia ist schon auf dem Weg.

Eduardo ruft den Wagen, der mich zurück in den Ort bringen wird, und ich merke dass er inbrünstig hofft dass dieser zuerst kommt. Es scheint ihm ein wenig peinlich, mit mir alleine hier zu sein. Ich frage mich ernsthaft ob er wohl vorsichtshalber versuchen wird mich ins Buschwerk zu schicken, aber soweit geht er dann doch nicht. 🙂

Natürlich kommt die Taxe mit Lydia und Erling zuerst, so habe ich auch nochmal die Chance Adieu zu Lydia zu sagen, von der ich mich gar nicht verabschiedet hatte. Kurze Zeit später kommt dann auch mein Taxi, und bringt mich zurück nach Puerto.

Es ist inzwischen 11 Uhr, und an der Rezeption sitzt nur Tom. Die anderen seien vor wenigen Minuten in Richtung unseres Lieblingsstrandes aufgebrochen, erklärt er. Eigentlich will ich sofort hinterher stürzen, aber da fällt mir ein dass ich noch meine Wäsche abholen muss. Ich habe keine kurze Hose…. Also laufe ich schnellen Schrittes zur Wäscherei, hole meine gereinigte Kleidung, ziehe mich in Blitzgeschwindigkeit um und stürze meinen Freunden hinterher. Am Interpretationscenter, dem kleinen Museum über die Entstehungs- und Besiedlungsgeschichte der Galapagosinseln, muß man sich namentlich eintragen. Marcela und die anderen waren zehn Minuten früher hier als ich. Mit großen Schritten eile ich auf der Abkürzung am Center vorbei, als ich plötzlich eine bekannte Stimme höre. Und tatsächlich, eine der neuen und mir noch nicht bekannten Freiwilligen hat sich der Wanderung angeschlossen, und ihr zu Liebe haben meine Freunde den Weg durch das kleine Museum gewählt. Wir alle freuen uns – ich dass ich den Weg nicht alleine laufen muss, und Andre und Marcela, weil ich zu der Wanderung einfach dazugehöre – wir haben sie so oft zusammen gemacht.

Das Wetter meint es mal wieder gut mit uns, und wie immer hält der Weg eine Besonderheit für uns bereit: Diesmal sind es Pelikane, die es sich am Strand gemütlich gemacht haben und sich von uns gar nicht stören lassen. Das Schnorcheln ist wie immer ein Erlebnis. Während die anderen Scharen der riesengroßen Wasserschildkröten sehen, wollen sie sich mir heute nicht so recht zeigen. Dafür beschließt ein Seehundjunges mit mir zu spielen. Immer wieder umrunden wir uns, bis es schließlich in einem Strom blubbernder Luftblasen weiterzieht. Was für ein besonderes Erlebnis!

Auch auf dem Rückweg zeigen sich ein paar weitere Pelikane von ihrer schönsten Seite, und nicht einmal ich erwische heute einen der wackelnden Steine – was für ein Tag!

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Am Sonntag wollen wir noch einmal zum Strand „Loberia“ laufen, und darüberhinaus die Klippen erklimmen und vielleicht an deren Ende wieder zum Meer hinabsteigen. Wir, das sind Andre, Marcela, Matt, Tom und ich. An der Loberia müssen wir zum ersten Mal unsere Namen in eine Liste eintragen. Hier ist vor wenigen Wochen ein Tourist aus Ecuador ertrunken, seitdem hat man wohl die Schutzmaßnahmen verstärkt. Wir laufen weiter, steigen auf steilen Lavafelsen die Klippen hinauf, und genießen das Panorama. Heute zeigen sich keine Blaufußtölpel (Sebastian, bitte beachte: Ich bin bezüglich der korrekten Schreibweise lernfähig :-))) Am Ende der Klippen laufen wir weiter, ganz erlaubt ist das sicher nicht, aber wir sehen auch kein Verbotsschild. Wir gehen hinunter zum Meer, und werden für unsere Neugier belohnt. Eine besonders niedrige Ebbe legt Felsen frei die sonst offensichtlich unter Wasser liegen, und wir finden Seegurken, Seesterne und Meeresschnecken.

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Dann hält Galapagos noch ein besonderes Schauspiel für uns bereit: den Kampf rivalisierender Meeresleguane. Zunächst beobachten wir irritiert, wie ein sehr großes und erstaunlich buntes Exemplar heftig mit dem Kopf wackelt.

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Dann werden wir auf den Gegner aufmerksam, der die heftige Bewegung imitiert. Die beiden nähern sich einander – erst vorsichtig, dann immer schneller. Einer der beiden hat (bei einem Kampf?) ein großes Stück seines Schwanzes eingebüßt. Wir sind wie gebannt von diesem Schauspiel. Plötzlich tritt der Schwanzlose den Rückzug an. Hat er gewonnen oder verloren? Erstaunlich behände bewegt er sich von Fels zu Fels, um einem kleinerem Exemplar seiner Gattung mit zuckenden Kopfbewegungen ebenfalls den Kampf anzusagen. Zwischendurch sieht es mal kurz so aus als wolle er auch Tom herausfordern, der sich wohl zu nahe herangewagt hat. Tom tritt schnell den Rückzug an. Das sich uns bietende Schauspiel ist doch ein wenig unheimlich. Noch zwei seiner Artgenossen verjagt der Schwanzlose, dann läßt er sich stolz auf einem Felsen nieder und überblickt sein erobertes Terrain.

Wir treten den Rückweg an. Wieder einmal haben uns die Inseln mit ihrer einzigartigen Tierwelt in ihren Bann gezogen. Zurück am Strand kühlen wir uns noch kurz ab. Die Meeresströmungen befinden sich im Wandel, es ist die Zeit, in der der kalte Humboldt-Strom von der warmen Strömung aus Panama abgelöst wird. Das kann man merken, das Wasser ist zwar immer noch sehr erfrischend, aber nicht mehr so eisig kalt wie in der Zeit seit unserer Ankunft. Auf dem Weg zum Parkplatz bleiben Marcela und ich noch eine Weile bei einem kleinen Seehundbaby stehen. Es ist winzig, und kann erst wenige Tage alt sein. Erst spielt es ein wenig im Wasser, dann schnappt es übermütig ein Stück Seetang und watschelt damit unsicher zu seiner Mama. Hier versucht es zu trinken, aber das will einfach nicht gelingen. Mal erwischt es nur Haut, mal ist es zu ungeduldig um auf Milch zu warten, und dann beißt es frech in die Flosse seiner Mutter, oder kaut ein wenig auf der Brustwarze. Auch wenn wir lachen müssen, tut uns die Mutter dieses kleinen Bengels leid.

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Der Abend ist von weiteren Abschieden geprägt. Matt und Claudia fahren wieder auf die Station, und Erling, der Taxifahrer, den ich auf unseren vielen Fahrten zum Sport kennen und schätzen gelernt habe, holt die beiden ab. Wir machen noch ein paar Abschiedsbilder. Auch seine niedliche Tochter, die uns häufig abends begleitet hat, möchte noch ein Bild von uns. Dann bittet er mich um meine email Adresse, und ich freue mich sehr, als er mir kurze Zeit später schreibt.

Andre, Marcela und ich gehen gemütlich zusammen essen. Die beiden werden morgen früh eine kleine Rundreise auf den Galapagos Inseln antreten, ich bin glücklich, dass die beiden ihre Weiterreise extra so gelegt haben, dass wir noch einen letzten Abend zusammen verbringen können. Zu unserer Überraschung meldet sich Eduardo telefonisch. Er ist mit Erling zurück ins Dorf gefahren, um seine beim überstürzten Aufbruch zurückgelassenen Sachen zu holen. Er hat sich noch nicht von Andre und Marcela verabschiedet, das holt er nun nach.

Am nächsten Morgen stehe ich früh auf und begleite Andre und Marcela zur Fähre. Andre hat seine schmutzigen Wanderschuhe in zwei Plastiktüten verknotet, doch zum ersten Mal wird ein wenig sorgfältiger kontrolliert, und er muß sie putzen. Erst beim zweiten Anlauf läßt ihn die strenge Dame passieren. Ein weiterer Abschied naht, doch diesmal bin ich sicher: Diese beiden geschätzten Freunde werde ich bestimmt wiedersehen.

Der einzige Souvenirladen der auf dem Rückweg zum Hotel geöffnet hat ist der, in dem ich noch so gerne einen geschnitzten Tölpel und einen Seehund kaufen möchte. Was für ein Glück! Dann packe ich, breche zum Flughafen auf, und erlebe wieder ein wenig „typisches Ecuador“. Der Schalter zur Gepäckaufgabe hat noch nicht geöffnet, aber irgendwann kommt eine sehr offiziell aussehende Dame von LAN Airlines und bittet um meinen Pass und mein Ticket, und verschwindet damit. Ich warte… Und warte… Und irgendwann werde ich dann doch ein wenig nervös. Ich spreche mit einem der wenigen Angestellten des kleinen Flughafens, den ich von meinen Sportstunden kenne – er trainiert zur selben Zeit wie wir Fussball. Dieser beruhigt mich, das hätte schon alles seine Richtigkeit. Und wirklich kurze Zeit später taucht die Dame mit Pass und Ticket wieder auf.

Ich reihe mich in die kurze Schlange zur Gepäckabgabe, und staune nicht schlecht, als mir als Einstiegszeit 12:00 Uhr mitgeteilt wird. Ich frage nochmal nach – und dann nochmal. Meine Verwirrung rührt daher, dass mein Flieger schon um 11:20 Uhr abheben soll. Aber offensichtlich hat man mich (zusammen mit anderen Passagieren) auf den späteren Flieger einer anderen Fluggesellschaft umgebucht. Nicht dass das jemand erwähnt hätte…

Und so finde ich noch ein wenig Zeit mich am Strand von ein paar Blaufußtölpeln zu verabschieden. Sicherlich nicht für immer, auch wenn sich diese einzigartige Zeit in einem ganz besonderen Naturparadies nicht wiederholen läßt.

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Kategorien: Ecuador - Galapagos | Ein Kommentar

Die anderen Inseln

Am Sonntag morgen um 6:15 Uhr verlassen wir das Hotel: Wir, das sind Matt und ich und der Engländer Tom, der sich uns spontan angeschlossen hat. Die Fähre startet um 7:00 Uhr, und pünktlich um 6:30 Uhr sind wir an der Mole. Unsere Namen sind auf der Liste für das Boot Privilegio vermerkt. Wie wichtig das ist, sollen wir laufen unsere Reise noch merken. Unser Gepäck wird nur flüchtig durchsucht nach frischen Früchten, Samen oder schmutzigen Schuhen.  All das darf man auf den anderen Inseln nicht einführen, um das Problem der invasiven Pflanzen nicht noch weiter zu verstärken. Ohne Probleme gehen wir kurze Zeit später auf das Boot.
Das Wetter ist uns wohl gesonnen. Nach einer sehr ruhigen Überfahrt sind wir nach gut 2 Stunden in Santa Cruz. Einer Empfehlung folgend steigen wir im Hotel Gardner ab. Ich frage im Hafen ein paar Einheimische danach, und der Weg ist schnell gefunden. Es dauert eine Weile, dann ist unser Dreibettzimmer fertig. Wir beziehen es schnell, und gehen dann erst einmal frühstücken. Den Empfehlungen von Caesar folgend haben wir ein volles Programm.
Nach dem Frühstück machen wir uns auf zum Darwin Center. Davon habe ich mir viel versprochen, erwartet habe ich viele neue Informationen über die Galapagos Inseln und die einzigartige Pflanzen- und Tierwelt. Diese Hoffnungen trügen, im Wesentlichen handelt es sich bei der Darwin Station um einen Park mit Schildkröten von allen Inseln. Nach unseren einzigartigen Begegnungen mit diesen Tieren auf San Cristobal in der Galapaguera ist das für uns nicht so neu – zumal die Schildkröten hier hinter großen Zäunen nur von Weitem zu besichtigen sind. Beeindruckend sind die Land Iguanas. Die sehen wir zum ersten Mal, und die goldbraune Farbe verleiht den exotischen Reptilien etwas Majestätisches.
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Zurück im Hotel laufen wir zum Hafen, und kaufen uns zum Mittagessen im Supermarkt nur ein paar Snacks. Dann halten wir ein Taxi an, und besprechen unsere Route: Wir möchten uns die beiden Vulkankrater „Los Gemelos“ angucken, dann zu einer Farm fahren, wo man halbwild die hiesigen Riesenschildkröten sehen kann, und anschließend einen Lavatunnel durchqueren. Der Fahrer ist mürrisch und ein wenig wortkarg, und der Preis kommt mir hoch vor. Aber er begründet schlüssig dass die Fahrt mit Warten auf uns etwa 4 Stunden dauern wird, und so willigen wir schließlich ein.
Die Fahrt führt uns zunächst hoch ins Bergland von Santa Cruz. Bei einem kleinen Parkplatz halten wir an, und der Fahrer weist uns auf die Wanderwege zu beiden Seiten hin, über die wir die beiden Zwillingskrater erreichen. Nach kurzem Spaziergang erreichen wir den ersten Krater, und drehen dann noch eine kleine Runde durch die üppige Vegetation. Ein weiterer kurzer Weg auf der anderen Strassenseite führt uns zum zweiten Krater, der sich nicht wesentlich vom ersten unterscheidet. Dann steigen wir wieder ins Auto, und fahren weiter zu den Riesenschildkröten. Der Fahrer begleitet uns diesmal, wir zahlen ein paar Dollar Eintritt. Meine  Wanderschuhe haben die 6 Monate Ecuador nicht überstanden und sind mit zerschlissener Sohle in San Cristobal geblieben. So habe ich die Reise auf die anderen Inseln nur mit festen Sandalen angetreten, wissend dass das nicht für alle Ausflüge das richtige Schuhwerk ist. Hier muss ich sie gegen geliehene Gummistiefel eintauschen – was (in Jatun Sacha Nomenklatur) „dead sexy“ aussieht…
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Wir treten auf die nahegelegene Wiese und staunen – hier grasen die Riesenschildkröten wie die Kühe. Der Anblick ist unbeschreiblich, und die Unterart der „Turtuga Gigante“ auf Santa Cruz ist noch eine Numemr größer als die auf San Cristobal endemische Schildkröten Spezies. Wir staunen, laufen und fotografieren – während sich an meinen nackten Knöcheln in den geliehenen Gummistiefeln eine Blase bildet, die mir noch einige Zeit erhalten bleibt. Schließlich kehren wir zum Taxi zurück, und der Fahrer weist uns auf zwei mögliche Optionen hin: Wir können den Lavatunnel zu dem wir jetzt fahren durchqueren, wir müssen allerdings einen Engpass kriechend hinter uns bringen, und dann holt er uns auf der anderen Seite ab. Oder wir können umkehren dort wo es niedrig wird, und er wartet auf uns. Wir schauen uns kurz an, dann entscheiden wir uns für die abenteuerliche Variante.
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Der Fahrer steigt mit uns aus dem Auto, und zeigt uns den Eingang zum Tunnel. Mit der Zeit taut er doch ein wenig auf. Dann laufen wir staunend in den Tunnel, der viel größer als erwartet über weite Strecken wie ein von Menschenhand erschaffenes Bauwerk aussieht. Diese Tunnel entstehen, wenn Lava zunächst an der Oberfläche erstarrt, aber die Schicht darunter weiter fließt. Nach etwa 10 Minuten wird der Tunnel niedriger, und schließlich müssen wir wirklich ein kleines Stück auf den Knien zurücklegen.
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Aber ganz so eng wie befürchtet wird der Tunnel nicht, und so sind wir froh über unsere Entscheidung, uns auf der anderen Seite abholen zu lassen. Damit endet unser interessanter Ausflug, und der Fahrer fährt uns zurück zu unserem Hotel. Wir beschliessen den langen Tag mit einem netten Abendessen, und bei mir machen sich die ersten Anzeichen einer Erkältung bemerkbar. So gehe ich früh ins Bett, und höre gar nicht mehr, wie die beiden Jungs ins Zimmer kommen.
Am nächste Morgen gehen wir früh frühstücken, und anschliessen laufen wir hinunter zum Hafen. Wir wollen uns zunächst „Las Grietas“ anschauen, das heißt wörtlich übersetzt Spalte oder Riss. Wir müssen zunächst mit einem der Wassertaxis übersetzten, und dann liegt eine kleine Wanderung vor uns. Die Landschaft ist faszinierend, zunächst überqueren wir eine schönen Sandstrand, später eine skurrile Lavalandschaft und schließlich kommen wir durch ein Kakteenwäldchen. Dann erreichen wir einen Zaun, und schauen in einen klaffenden Riss zwischen den Lavafelsen, an dessen Grund türkisblaues Wasser schimmert. Der Weg nach unten führt zunächst über eine kleine Treppe, dann müssen wir auf große Lavafelsen klettern. Das Faszinierend klare Wasser verführt zum Schwimmen, aber zum eine schnorchelt unten im Spalt schon eine ganze Menge an Touristen, und zum anderen wollen wir heute noch zur berühmten Bahia Tortuga, und daher verzichten wir auf den Sprung ins kühle Nass.
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Im Hafen angekommen kaufen wir wieder ein bißchen Brot, Süßwaren und Wasser für ein Picknick am Strand, und legen in einer Taxe den kurzen Weg durch den Ort zum Einstiegspunkt zur Tortuga Bay zurück. Beim Eintritt in den Nationalpark müssen wir uns mit Namen registrieren, und bekommen noch den eindringlichen Hinweis, am ersten Strand wegen der gefährlichen Strömung nicht zu schwimmen. Dann laufen wir eine knappe halbe Stunde auf einem asphaltiertem Weg durch endemische Büsche, bewundern die Galapagos Spottdrossel, die sich sicht- und hörbar von der nur in San Cristobal beheimateten Art unterscheidet, u d erleben schließlich einen atemberaubenden Blick auf einen scheinbar endlosen weissen Strand, auf den sich ununterbrochen und tosende weiss schäumende Wellen werfen. Es ist unglaublich schön, wir können unsere staunenden Blicke nicht vom wilden Meer wenden.
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Erst ein paar Leguane, die sich äußerst dekorativ vom weissen Strand abheben, können uns von dem brausenden Naturschauspiel ablenken. Ein neugieriger Reiher späht mit langem Hals ins Meer, und bei unserem weiteren Weg vorbei an Kakteen und rötlichen Strandgewächsen kommen wir an Dutzenden Iguanas vorbei, die dicht aneinander gedrängt unseren Weg säumen.
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Wir passieren ein kleines Mangrovenwäldchen, und schließlich fällt unser Blick… aufs Paradies.
Paradiesisch empfinde ich Galapagos schon seit dem ersten Tag, allerdings ist es ein wildes und raues Paradies. Doch hier plötzlich, in dieser Bucht, zeigen sich die Inseln von ihrer lieblichen Seite. Ein feiner weisser Sandstrand ist umgeben vom satten Grün der Mangroven. Das Meer ruht leise in einer weiten runden Bucht, und es ist still – ganz still. Menschen sind nur wenige hier, und barfuß betreten wir ehrfürchtig den feinen Sandstrand.
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Doch schon lockert ein weiteres Tiererlebnis die feierliche Atmosphäre auf: eine der endemischen Lavamöven hat das große blaue Badehandtuch eines Touristenpärchens entdeckt – und ist wild entschlossen, sich das weiche Material zum Nisten zunutze zu machen. Vielleicht hat sie die Größenverhältnisse ein wenig falsch eingeschätzt.  Ich muß laut lachen, als ich den zähen Kampf mit dem störrischen Handtuch verfolge.
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Am Ende gewinnen Handtuch und Touristen, und kichernd folge ich meinen zwei Reisebegleitern, die es sich ein Stück weiter im feinen Sand gemütlich gemacht haben.
Das Auspacken unseres mitgebrachten Snacks hat eine weitere Tierbegebenheit zur Folge, wenn auch eine eher traurige: Die Darwinfinken kommen in großen Scharen angeflogen, landen auf Schuhen, Rucksack, Handtuch und Beinen, und versuchen einem sogar das Brot aus der Hand zu stehlen. Eine traurige Folge der Touristen, die ohne Bedenken der Folgen wohl gerne mal Vögel füttern. Schade, dass hier die Zutraulichkeit der kleinen Federbälle plötzlich zu unangenehmer Dreistigkeit wird. Matt verjagt seine ungebetenen Gäste indem er Sand nach ihnen wirft – die einzig effektive Methode, denn meine scheuchenden Handbewegungen richten nicht viel aus, und bald habe ich Darwinfinken (und deren Ausscheidungen…) auf den Beinen. Lachen muss ich, als sich auch eine Lavamöve zur wartenden Schar gesellt. Irgendwie drängt sich mir die Frage auf „Was ist falsch an diesem Bild?“.
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Nach dem etwas bedrängtem Mittagessen genießen wir die Stille und den weichen Sand. Ein paar Kajakfahrer paddeln an den Strand (ich bin ein wenig neidisch), und wir sehen von weitem, dass sie sich aufgeregt eine Entdeckung im dichten Gewirr der die Bucht rahmenden Mangrovenwurzeln zeigen. Neugierig waten Matt und ich ins Wasser, und werden von den freundlichen Einheimischen auf ihren Fund hingewiesen: „¡Tiburón!“ Tiburón??? Das heißt doch Hai? Und schon sehen wir – im sandigen Wasser nur unscharf – die Umrisse eines ruhenden Hais. So ganz nah trauen wir uns nicht heran, und auch die Idee etwas genauer mit der Taucherbrille zu schauen verwerfen wir. Wer will schon seine Nase in ein Gewässer stecken, in dem ein kleines Stückchen weiter ein Hai ein Nickerchen macht?
Wir bleiben noch eine Weile am Strand sitzen, schauen den großen Wasserschildkröten zu, die immer wieder ihren Kopf zum Atmen aus dem Wasser strecken. Vom Baden gehen sehen wir ab, der Himmel hat sich bewölkt und wie üblich um diese Jahreszeit ist das Wasser lausig kalt. Auch der Gedanke an den ganz in der Nähe rastend Hai ist nicht wirklich verlockend – was, wenn es ihn dann doch nach einem Snack gelüstet?
Nach ein paar Stunden verlassen wir widerstrebend das kleine Paradis, um wieder die Gewalt des außerhalb der Bucht tosenden Meeres zu bestaunen. Der Rückweg zieht sich, doch irgendwann passieren wir wieder das kleine Eintrittshäuschen, tragen uns aus und gehen zum Hotel zurück.
Der Abend hält noch einen kulinarischen Höhepunkt bereit. Von einer anderen Freiwilligen, Alexandra, haben wir den Tipp bekommen zu den „Kioskes“ zu gehen. Das ist eine Strasse mit kleinsten Restaurants. Seite an Seite schmiegen sich kleine Holzhütten, vor jeder Tür steht ein Holzkohlegrill, und lebendige Langusten laden zum Festmahl ein. Dieser Einladung können wir nicht widerstehen. Meine beiden Reisebegleiter überlassen mir die Wahl des Lobsters, ich berate mich mit dem Koch zwecks der Größe der Portion für drei Personen, und schon bald bin ich für den Tod zweier Tiere verantwortlich. Ich tröste mich damit, dass sie den Abend sowieso nicht überlebt hätten – ihr Schicksal war schon im Moment des Fangens besiegelt – und damit, dass ihr Tod nicht umsonst war. Wir schwelgen in unserem Mahl, auch wenn wir den als Beilage servierten Reis mit Hülsenfrüchten heute stehen lassen.
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Am nächsten Tag hat uns Caesar einen Tagesausflug nach Floreana empfohlen. Den haben wir direkt im Hotel günstig am Abend vorher gebucht, und pünktlich um 7:30 Uhr werden wir im Hotel abgeholt. Wieder habe ich vorsichtshalber die lokalen Reisetabletten genommen, und wieder wäre es nicht nötig gewesen. Ich bin froh darüber.
Die Insel Floreana zeichnet sich durch ihre abenteuerliche Geschichte aus. Piraten waren ihre ersten Bewohner, und noch hezuppute kann man die von ihnen bewohnten Höhlen sehen. Es folgten Walfänger, die sich auf der einzigen Insel mit einer Süßwasserquelle versorgten, und als Nahrungsquelle gerne auf die gigantisch großen Schildkröten zugriffen. Ein paar Jahre diente Floreana dem Heimatland Ecuador als Lager für Strafgefangene. Schließlich, Anfang des 20. Jahrhunderts, siedelten sich einige deutsche und deutschsprachige Auswanderer hier an, unter anderem die Österreicherin Eloise Wagner de Bousquet, die sich selber zur „Baronin von Galapagos“ kürte, und mitsamt zweier Liebhaber auf der Insel einzog. Später verschwanden sie und einer der Liebhaber spurlos, der anderer wurde unter merkwürdigen Begleitumständen tot aufgefunden, ein anderer vegetarischer Bewohner der Insel starb an Fleischvergiftung – alles in allem ein Stoff für Abenteuerromane und Schauergeschichten. Wir werden freundlich gewarnt, aufeinander aufzupassen und nicht spurlos zu verschwinden – ein paar Lacher folgen dieser Bemerkung unseres frettchenhaften Reiseführers.
Auf der Insel angekommen faszinieren mich die Meeres Leguane, die hier eine deutlich rote Färbung aufweisen.
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Aber bald schon werden wir vom Reiseführer zurückgepfiffen – die Felsen dürfen nicht betreten werden. Ein kleiner offener Bus bringt uns ins Landesinnere, und schnell gewinnen wir an Höhe. In einem kleinen Wäldchen verlassen wir den Bus, und bald schon kreuzt die erste Schildkröte unseren Weg. Mal in englisch, mal in spanisch erklärt unser Reiseleiter unter anderem, dass die endemische Floreana Schildkröte schon lange ausgestorben ist. Walfänger und Piraten haben ihr den Garaus gemacht, und die Tiere die wir hier sehen sind eine bunte Mischung aus allen Inseln, die von den ersten Bewohnern der Insel als Nahrungsquelle eingeführt wurden. Die begeisterten Touristen machen Foto auf Foto, stolz erklärt der Reiseführer dass dies der einzige Ort auf den Galapagosinseln sei, an dem man sich den Schildkröten bis auf eine Meter nähern dürfe. Er versäumt diese Bemerkung ins Englische zu übersetzten, und ein wenig schockiert schaue ich unserer Reisegruppe zu, die ungeachtet des schweren und verängstigten Atems der Reptilien und dem verängstigten Kopf einziehen ein Foto nach dem anderen machen. Tom, Matt und ich verzichten auf das Spektakel, und es macht mich unserem Guide nicht gewogener.
Wir schauen uns die unspektakulären Piratenhöhlen an, die einzige Süßwasserquelle auf den Inseln (die Flüsse auf San Cristobal entstehen durch Regen und Tauwasser, entspringen jedoch keiner Quelle), und ein wunderschöner Blick über die Insel und aufs Meer entschädigt für das sonst eher mittelmäßige Programm auf der Insel.
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Ein gutes Mittagessen und ein kurzer Aufenthalt am schwarzen (eigentlich eher dunkelbraunen) Lavastrand folgen, und schließlich nähern wir uns mit dem Boot der hiesigen „Loberia“, um dort mit Seelöwen und Meeresschildkröten zu schnorcheln. Ich verzichte heute. Ich habe mir keinen Neoprenanzug ausgeliehen, wie immer ist das Wasser frostig kalt, und meine Erkältung ist inzwischen nicht nur eine Befürchtung, sondern Gewissheit geworden. Ich steige aufs „Dach“ des Schiffes, dorthin wo der Kapitän sein Schiff steuert, und genieße die Sonne und das nette Gespräch mit der einheimischen Besatzung.
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Bald schon kommen die durchgefrorenen Schnorchler wieder an Bord, und bei ruhiger See bereue ich es nicht, dass ich auf dem Rückweg auf meine Tablette verzichtet habe.
Auch am nächsten Morgen geht es wieder früh los: Wir fahren nach Isabella, nach Aussagen vieler Touristen und Einheimischer die schönste Insel des Archipels. Wir haben auf unserem Ticket die Anweisung bekommen, auf eine gewissen „Julian“ zu warten, der hier wohl bekannt ist. Ich erhalte die Auskunft der bereitstehenden Damen mit den Passagierlisten, dass sich Julians kipunden immer am Kiosk treffen. Dort stehen wir eine ganze Weile alleine, und um kurz vor sieben werde ich dann unruhig. Unser Schiff soll um 7:00 Uhr auslaufen, und noch immer ist von Julian wiet und breit nichts zu sehen. Gerade habe ich beschlossen, mit meine Begleitern in Richtung Oier zurückzulaufen, da werden wir schon von einem einheimischen zurückgepfiffen. Wir warteten doch sicher aif Julian, und der würde schon gleich kommen. Tatsächlich erscheint jener um kurz nach sieben, füllt spontan seine Passagierliste aus, und wir laufen hinüber zum Pier, lassen unser Gepäck checken und staunen mal wieder über den völlig willkürlichen Prozeß: Mal wird genau geschaut, mal gar nicht, und mal werden die Rucksäcke mit einem fast nicht zu lösenden Plastikverschluss sorgsam versiegelt, mal mit einem Klebeband mit dem Emblem der Nationalpark Kontrolle versehen, und mal einfach ignoriert.
Mit dem Wassertaxi setzen wir auf unser Schiff über. Das Meer erscheint unruhig, und ich ergattere den letzten Platz im Außenbereich des Schiffes. Bei rauer See verlassen wir Santa Cruez, und die folgenden zweieinhalb Stunden Überfahrt sind von Szenen geprägt, die ich systematisch ausblende: Im inneren des Bootes übergibt sich zunächst eine alte Frau, den Rest der Überfahrt schaue ich hartnäckig auf den Horizont und ignoriere mit größter Konzentration, dass die zum Glück fest verschlossenen Tüten mit den Überresten verschiedener Missgeschicke samt und sonders in den Eimer unter meiner Sitzbank wandern. Als wir endlich – nach einer kurzen Überfahrt im bereitstehenden Wassertaxi – festen Boden erreichen, hätte ich ihn fast geküsst…
Ein bereitstehendes Taxi bringt uns ins Hotel Loja, das uns von Freunden warm empfohlen worden ist. Von der rauen Überfahrt, frühem Aufstehen und der harten Überfahrt gebeutelt beschliessen wir nach einem opulenten späten Frühstück, den Rest des Vormittags zu ruhen. Ich bin hin- und hergerissen – eigentlich ist mir meine Zeit auf der Insel zu schade zum Schlafen. Aber schließlich gehe ich dem offensichtlichen Ruhebedürfnis meines Körpers nach. Matt und ich buchen für den Nachmittag die von Caesar empfohlene Tour zu den Tintoreras – außer dem Hinweis „Sharkplace“ wissen wir nicht so recht was uns erwartet, und ich schlafe zu lange um nochmal in meinen Reiseführer zu schauen. In einem offenen Bus werden wir abgeholt, und probieren zunächst den Neoprenanzug an – XS paßt perfekt, sitzt aber an meinen Jatun Sacha gestählten Armen etwas eng – später beim Ausziehen des nassen Anzugs klemme ich mir die Haut und ein blauer Fleck wird mich noch wochenlang an diesen Moment erinnern. Dann holen wir Brille und Shnorchel, und schliesslich fahren wir zum Hafen. Auf einem kleinen Boot fahren wir in Richtung der vielen kleinen Inseln, die vor der Hafeneinfahrt liegen, und unser Guide teilt uns mit, dass wir zunächst nach Pinguinen Ausschau halten werden, die hier ab und an auf den Felsen ruhen. Schon nach kurzer Zeit werden wir fündig, und der Traum die einzige Pinguinrasse zu sehen, die sich außerhalb des Polarkreises niedergelassen hat, wird wahr. Wir sehen eineinhalb Pinguine – einen, der fotogen auf einem Felsen thront, und einen „halben“, der bäuchlings auf den schwarzen Lavafelsen ruht und damit nicht wirklich gut zu erkennen ist. Die nachmittägliche kurze Tour war selbst für Galapagos Verhältnisse teuer, aber nach diesem Höhepunkt bin ich versöhnt.
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An einer der kleinen Lavainseln legen wir an, und machen einen kleinen Spaziergang. Die schwarze Lavalandschaft wirkt unwirtlich, und ihre Bewohner – schwarze Meeresleguane – passen sich perfekt in den Hintergrund ein. Immer wieder liegen sie in großen Gruppen und kreuz und quer übereinander liegend. Ich lerne, dass es den Reptilien beim Erhalten einer möglichst konstanten Temperatur hilft. Immer wieder sehen wir die Tiere „niesen“. Das ist mir auf San Cristobal schon aufgefallen, und es handelt sich um eine ziemlich feuchte Angelegenheit. Der Naturführer erklärt, dass die Leguane so das Salz ausscheiden, das sie beim Trinken des Meerwassers zu sich nehmen. Das ist interessant, ich habe nich nie darüber nachgedacht, wie viele Tiere ohne das Trinken von Süßwasser überleben.
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Schliesslich stehen wir an einem Geländer über einer mit Meerwasser gefüllten Lavarinne, und der Anblick verschlägt mir fast den Atem. Unten im ruhigen Wasser ruhen Seite an Seite Haie – viele Haie. Das Wasser ist hier so klar, dass wir deutlich erkennen können, dass sich hier eine der endemischen Haiarten ausruht – deutlich erkennbar an dem weißen Fleck auf Mittel- und Schwanzflosse. Ein paar der Haie schwimmen munter durch den Kanal, die anderen ruhen träge in Bodennähe – sie sammeln Energie für ihren nächtlichen Jagdausflug. Staunend stehen wir ein paar Minuten vor diesem Naturschauspiel, bis der Guide uns weiterdrängt – schliesslich steht noch Schnorcheln auf dem Programm.
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Auf einer kleineren Lavainsel landen wir an, und machen uns zum Schnorcheln bereit. Immer wieder begeistern mich die riesengroßen Meeresschildkröten, und auch ein paar Rochen kreuzen unseren Weg. Durchgefroren trotz Neoprenanzugs kehren wir nach einer Weile aufs Schiff zurück, und sind rundum zufrieden mit diesem schönen Ausflug.
Für den nächsten Tag haben wir einen Ausflug zu einem der spektakulären Vulkankrater der Insel gebucht – zur Sierra Negra und dem Nachbarkrater Chico. Um 7:00 Uhr bekommen wir im Hotel ein liebevoll zubereitetes Frühstück, um 7:30 Uhr werden wir wieder im offenen Bus abgeholt. Völlig unerwartet passieren wir eine weitere Attraktion der Insel. In einem flachen See tummeln sich etwa 20 rosarote Flamingos. Zu schnell um die Kamera zu zücken sind wir schon wieder außer Sichtweite – manche Erinnerungen muss man sich im Herzen bewahren.
Weiter und weiter geht es hinauf, die Wanderung startet auf etwa 1100 m und führt hinauf auf über 1200 m Höhe. Es wird frisch, und noch bin ich froh über meine über die Shirts gezogene „Gringohose“. In dichten Nebel gehüllt verlassen wir den Bus, und fröstelnd beginnen wie den leichten Aufstieg. Doch schon nach etwa 20 Minuten durchbrechen wir die Wolkendecke, und laufen im strahlenden Sonnenschein. Meine beiden Reisebegleiter unterhalten sich mit ein zwei jungen Ecuadorianerinnen, die sehr guten Englisch sprechen. Ich genieße die Natur, und wechsle auf spanisch ein paar Worte mit unserem Naturführer, der uns schon gestern die Tintoreras nahegebracht hat. Er mahnt die Gruppe zur Eile – nach Mittag wird die Äquatorsonne im schwarzen Krater unerträglich heiss.
Immer wieder haben wir schöne Aussichten in Richtung Meer, und schliesslich öffnet sich der Blick auf den schier endlosen schwarzen Vulkankessel. An einem Rand schwappen Wolken in den Krater – ein fantastisches Bild.
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Wieder drängt unser Wanderführer zum Aufbruch, vor uns liegt noch ein gutes Stück Weg. Wie erstaunlich häufig dieser Tage werde ich gefragt, wo ich meingutes Spanisch gelernt habe. Das Gespräch kommt auf die Freiwilligenarbeit auf San Cristobal, und zu meinem Erstaunen sind Dem Naturführer Marco sowohl  Jatun Sacha als auch Caesar bekannt. Er weiß sowohl dass dieser sehr gut Gitarre spielt, als auch von seinem Hobby, dem Bau von Flöten. Ich muß ihn die Telefonnummer von Jatun Sacha geben – er habe schon lange nicht mehr mit Caesar gesprochen.
Wir nähern uns unserem zweiten Ziel, dem Krater „Chico“. Die Landschaft wird immer eintöniger, bald gibt es keine Vegetation mehr, und wir sind umgeben von einer eindrucksvollen Mondlandschaft. Mal wieder sind meine Wandersandalen nicht wirklich die optimale Beschuhung, aber das wußte ich ja vorher. Ich tröste mich damit, dass das immer noch besser ist als mitten im Krater eine Schuhsohle zu verlieren… Schließlich stehen wir in der gleißenden Sonne im Krater,  mit Blick aufs Meer. Es ist wunderschön hier. Tom und Matt küren die Wanderung zu ihrem beeindruckendsten Erlebnis unserer Reise. Ich bin etwas weniger euphorisch, da ich vergleichbare Landschaften schon mehrfach auf den kanarischen Inseln und Hawaii gesehen habe – aber der Ausflug gehört auf jeden Fall zu den Höhepunkten unserer Tour.
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Auf dem Rückweg wird das Gespräch mit Marco etwas persönlicher, und als er mich nach meiner Telefonnummer befragt und vorschlägt von Quito aus zusammen nach Otavalo zu fahren wird mir doch etwas bange. Aber am Ende der Wanderung „vergesse“ ich die Sache mit der Nummer, und er kommt auch nicht darauf zurück. Nach etwa vier Stunden beenden wir die 14 km lange Wanderung – die schon einwenig hastig vonstatten ging.
Ich möchte den letzten Nachmittag auf Isabella nicht im Hotel verbringen, und bespreche mit Matt und Tom, dass ich gerne mit der Taxe zur „Mauer der Tränen“ fahren und von dort zurück in den Ort laufen möchte. Ohne große Nachfragen schließen sich die beiden an – und so hängen wir an den morgendlichen Gewaltmarsch nochmal einen 7 km Spaziergang an. Die „Muro de Lagrimas“ ist ein weiteres Überbleibsel ecuadorianischer Strafgefangenenlager auf den Galapagosinseln, das von 1946 bis 1959 hier auf Isabella existierte. Die Gefangenen wurden gezwungen, hier mitten in der Wildnis aneinander gekettet diese sinnlose Mauer zu errichten, und viele liessen dabei ihr Leben. Ein wenig erinnert mich das Errichten dieses Bauwerkes an das Graben eine 3x3x3 m Lochs auf Jatun Sacha – aber schnell verfliegt dieser Gedanke.
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Auf dem Weg zurück in den Ort führen immer wieder Abzweigungen vom Hauptweg weg – und wir passieren Aussichtspunkte, Mangrovenhaine und Brackwasser, das vielen Fischarten zur Aufzucht ihrer Jungen dient. Kurz vor der Ortschaft treffen wir Aelly und Alexandra, ebenfalls zwei Freiwillige aus Jatun Sacha, die den nachmittag genutzt und sich Schildkröten und Flamingos angeschaut haben – auch eine schönes Programm. Abends gehen wir mit den beiden essen, und wieder gehe ich früh ins Bett, denn diesmal legt die Fähre schon um 6:00 Uhr ab.
Viel zu spät für meinen Geschmack verlassen wir das Hotel – ausgemacht war halb sechs, erst um 5:40 Uhr ist Tom endlich fertig – und auf der Strasse ist weit und breit kein Taxi zu sehen. Es ist 5:50 Uhr, als dann doch noch einer der offenen Touristenbusse anhält, und kurz vor 6:00 Uhr sind wir am Hafen. Wir stehen auf keiner Passagierliste – und diesmal gibt es ein paar interne Verhandlungen unter den Bootsführern, bis einer erklärt er habe noch Platz. Das Gepäck wird in Anbetracht der Zeit wieder mal nur flüchtig kontrolliert, Aber dafür gut und dann setzen wir im Wassertaxi auf unser Boot über. Tom, der sein Ticket erst gestern Abend gekauft hat, findet sich auf einer anderen Liste – aber da die beiden Boote gleichzeitig abfahren, rechnen wir auch mit gleichzeitiger Ankunft. Die See sieht rau aus, und ich bin gewappnet. Auf jeden Fall gegen Seekrankheit. Aber das soll in den nächsten drei Stunden das kleinere Problem werden.
Aus der Erfahrung klug setzte ich mich wieder nach außen, und auch Matt entscheidet sich für einen Aussenplatz. Dieses Boot ist etwas anders gebaut als unsere bisherigen, und hinter uns schützt eine Plastikplane vor gegebenenfalls drohendem Regen. Schon nach kurzer Zeit sollen wir feststellen, dass ein anderes Problem viel gravierender ist: Spritzendes Meerwasser. Schon nach kurzer Zeit wechselt Matt seinen Pullover gegen eine Regenjacke – schlau! Ich brauche etwas länger für diese Entscheidung, und meine Regenjacke steckt in meinem sorgsam versiegelten Rucksack… Zum Glück ist er dann doch etwas nachlässig verschlossen, und ich kann meine Regenjacke herauswinden. Etwas spät – zu diesem Zeitpunkt ist meine Fliesjacke durch das eindringende Regenwasser schon durchweicht. Bevor mehr Wasser eindringen kann, werden wir plötzlich langsamer – und bleiben stehen. Einer der Besatzungsmitglieder macht sich hektisch am Motor zu schaffen, entfernt einen Schlauch und wechselt etwas – später erfahre ich von Matt, dass das der Benzinfilter ist. Apropos Benzin: Schon bei Abfahrt hing ein leichter Benzingeruch in der Luft. Dieser ist nun durchdringend. Während der Reparatur schaukeln wir wie ein Spielball auf den Wellen. Wie stark der Seegang ist bemerke ich erst jetzt, und wieder konzentriere ich mich ganz und gar auf den Horizont, der vor meinen Augen heftig auf und abtanzt. Endlich geht es weiter – und kurze Zeit später dringt wieder Meerwasser durch die unzureichende Folie. Meine Fliesjacke habe ich hinter mir auf den Sitz gelegt, in der Hoffnung dass sie das eindringende Wasser aufsaugt. Aber es ist viel zu viel, und schon bald bin ich von Kopf bis Fuss durchnässt. Wieder hält das Boot, und wieder tanzt das Fahrzeug wie ein Derwisch auf den Wellen. Der Kapitän kommt von seiner Steuerposition über die Leiter hinunter, aber auch er kann nicht mehr ausrichten als das Tauschen des Filters. Der Rest der Fahrt ist eine unangenehme Wiederholung – hereinschlagendes Wasser, anhalten, Filter tauschen, durchdringender Benzingeruch… Einzig und allein das Mittel gegen Seekrankheit (und eingeatmete Gase) hilft – ok, alles könnte noch schlimmer sein. Ein überholendes Boot wirft hält kurz und eine Tüte wird von Boot zu Boot geworfen – mehr Benzinfilter. Offensichtlich handelt es sich um ein wohl bekanntes Problem. Die Fahrt zieht sich endlos, mir ist kalt, ich bin nass, mir ist übel vom Wellengang, schwummrig vom Benzingeruch… Aber irgendwann kommt Santa Cruz in Sicht. Und wieder täusche ich mich in der Annahme, es könne schlimmer nicht kommen.
Beim zweiten Filtertausch in Sichtweite von Santa Cruz kommt ein anderes Boot in Sicht. Wieder tanzen wir unkontrolliert auf den Wellen, dich das andere Boot hält tapfer auf uns zu. Seile werden von Boot zu Boot gereicht, und die beiden Schiffe werden eng miteinander verbunden – zu eng. Beide Boote schaukeln asynchron in den hohen Wellen, und mit einem lauten Knall reißt das Seil – direkt neben Matt. Mir bleibt das Herz stehen. Als Seglerin habe ich eine Vorstellung davon, wie schlimm ein solcher Unfall enden kann, und mir bleibt fast das Herz stehen. Zum Glück schnalzt das Seilende zum anderen Boot, und Matt bleibt mir erhalten.
Wieder werden die beiden Boote mit Tampen verzurrt, und die Passagiere setzen über, unterstützt von den helfenden Händen der Mannschaft. Wir haben im Übrigen keine Schwimmwesten an – aus meiner Sicht bei dem waghalsigen Manöver ebenfalls ein gefährliches Versäumnis. Eine Passagierin übergibt sich gleich nach dem Übersetzen – auch das noch. Andere protestieren lautstark, dass sie ihr Gepäck wollen. Und so verbringt die Mannschaft weitere 10 Minuten damit, Koffer, Köfferchen und Rucksäcke von einem Boot aufs andere zu reichen. Immer noch schaukeln beide Boote unkontrolliert in den wilden Wellen, und mehrfach krachen die beiden Schiffe. It lautem Getöse gegeneinander. Zu diesem Zeitpunkt will ich nur noch eines – lebend hier raus. Innerlich spreche ich ein Dankgebet, als sich die beiden Fahrzeuge endlich voneinander lösen, und wir nass von Kopf bis Fuss, aber unversehrt Santa Cruz erreichen, bin ich so froh wie selten zuvor.
Tom wartet seit einer knappen Stunde im Restaurant am Hafen Uf uns, und auch Aelly und Alexandra stossen bald dazu. Nachdem Matt und ich uns umgezogen haben, gibt es viel zu erzählen…
Tom und Matt haben genug vom Laufen und wollen sich irgendwo häuslich niederlassen. Ich mache mich mit Alexandra und Aelly noch einmal auf den Weg zur Tortuga Bay. Meinen großen Rucksack kann ich im Reisebüro lassen, das für die beiden die Touren organisiert hat. Allerdings haben wir nur eine Stunde Zeit bis wir die Sachen wieder abholen müssen, und so wird unser Spaziergang zur Tortuga Bay im strammen Laufschritt zurückgelegt, und am Strand haben wir nur wenig Zeit, bis wir wieder zurückstürmen. Gerade noch rechtzeitig kommen wir ins Reisebüro, und die Zeit bis zu meiner Abfahrt verbringen wir gemütlich bei einem Batido im Cafe.
Eine halbe Stunde vor der Abfahrt unseres Schiffes treffen Matt und ich uns am Pier, und wieder stehen wir auf keiner Passagierliste. Von verschiedenen Seiten wird uns glaubhaft versichert, dass wir mit dem selben Boot, der Privilegio, nach San Cristobal zurückfahren werden, mit dem wir vor ein paar Tagen gekommen sind. Doch auch dieser Kapitän hat ins nicht auf der Liste und erst nach Rückfrage im Büro nimmt er uns auf dieser auf. Uff… Das wäre geschafft.
Natürlich kann auch hier nicht alles glatt laufen – es ist wohl nicht der Tag dafür. Und so basteln Kapitän und Besatzung erst einmal eine halbe Stunde an der Batterie eines der drei Motoren an, bis dieser dann doch noch anspringt. Und dann fahren wir trocken und störungsfrei nach San Cristobal, und mein Galapagos Aufenthalt klingt mit einem ganz besonderen Wochenende aus – doch davon später mehr…
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Everything is Hard!

Sorry I keep doing that – reblogging…
But this blog entry of my friends Andres (without „s“ – ah, sure, Andres…) and Margarita (or what was her name again, Eduardo?) is hilarious. I can read it over and over, and I will always have tears in my eyes – from laughing….
Hey, and did I ever mention that the last blister I got at Jatun Sacha was from peeling potatoes???

TwoOfUsTogether

Disclaimer: Any views or opinions presented in this document are solely those of the authors and although truthful in nature they are for comedic relief and are not intended to misrepresent the incredible experience of volunteering at Jatun Sacha.

It would be impossible to share what it has been like spending the last eight weeks in one of the most incredible places we have ever visited and how we feel after volunteering for such an amazing site alongside great people and new friends; at least we do not posses the literary excellence or the artistic prowess to accurately convey these emotions. Instead, we have chosen to share the multitudes of hardships we encountered in a feeble attempt to transport the reader into a mental visualization of a typical day of a volunteer at Jatun Sacha.

It is shocking how perceived isolation, lack of simple commodities, and a slightly harsh environment…

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Abschied

Ich erwache im strömenden Regen. Es ist 5 Uhr morgens. Ich muss mal – wie immer. Warum muss ich eigentlich meistens dann, wenn das Klo so unkomfortabel weit weg ist?? Gegen 6 Uhr gebe ich auf, schäle mich aus Schlafsack und Moskitonetz und schlüpfe in meine Schuhe (nachdem ich diese ausgeschüttelt habe – und nein, es hat sich nie eine Spinne eingenistet. Trotzdem, man kann nie wissen…). Ein letztes Mal, denke ich, und habe keine Lust auf Regenjacke. Der Weg zum Klo ist recht geschützt unter Bäumen, nur ein paar große Tropfen fallen auf meinen Schlafanzug.

Mein letzter Tag… Trauer steigt in mir auf, und schweren Herzens packe ich meine Sachen in den großen Rucksack. Ich habe schon gestern einiges aussortiert, und so habe ich keine große Mühe meine sieben Sachen zu verstauen. Ein schwerer Schlag auf dem Blechdach, etwas fällt ratternd hinunter – mein Herz schlägt schneller. Wer noch nicht wach war ist es jetzt… Was war das? Eigentlich klingt es wie neulich, als Eduardo einen schweren Stein aufs Dach geworfen hat. Eduardo??? Schon höre ich Schritte auf der Treppe, und sehe sein grinsendes Gesicht als er fragt, ob ich schon mit Packen fertig bin… Er schnappt sich meine Tüte mit den „Spenden“ und verschwindet so schnell wie er gekommen ist.
Adrian und Claudia, unsere beiden Ecuadorianer, kommen mit verschlafenen Gesichtern aus ihrem Zimmer. „Was war das?“, fragt Adrian, und ich antworte dass sie lieber fragen sollten wer das war. Damit ist alles klar. Ich packe meinen Rucksack zu Ende, ziehe das Bett ab, und wieder ist mir traurig zu Mute. Schwer bepackt gehe ich in Richtung Küche, und bei dem Gedanken dass dies das letzte Mal ist fliessen die ersten Tränen. Schnell lade ich mein Gepäck ab, und trage meine Gummistiefel zurück ins die Stiefelkammer im alten Haus. Meine Gedanken wandern zum ersten Tag, als ich mir dort ein Stiefelpaar gesucht habe – und wieder werde ich traurig. Mit Mühe (und nicht ganz erfolgreich) verbeisse ich mir die Tränen beim Frühstück, und erst Caesar, der mit mir die Reiseroute für Matt und mich bespricht reisst mich aus meinen trüben Gedanken. Das klingt spannend, wir werden viel sehen und erleben – das ist gut.
Schon hupt das Taxi, und ich fahre mit Erlin, der mich so viele Male hinunter in das Örtchen gefahren hat – zum Sport oder am Wochenende. Eduardo, der über die Wochen ein guter Freund geworden ist, verabschiedet mich kaum, und ich bin enttäuscht. Und dann beginnt die letzte Fahrt, und erst mitfühlende Worte meiner Freunde und die gut gemeinten Scherze von Erlin reissen mich aus meiner Traurigkeit. Marcela schlägt vor meine liebste Wanderung zu machen – wie schön dass ich hier so gute Freunde habe.
Im Hotel beziehen Matt und ich ein Zweibettzimmer, und ich renne hinaus, weil ich mich noch nicht von Caesar verabschiedet habe, der mit uns hinunter in den Ort gekommen ist. Er redet gerade mit einem Mann im Auto und scheint im Aufbruch. Als ich mich mit einer Umarmung auf der Strasse verabschieden will, flüstert er: „Komm mit“, und etwas verblüfft folge ich ihm die Strasse entlang. Als wir außer Hörweite seines Freundes sind erklärt er mir lachend, dass ich ihn gerade vor einem ungewollten Bier gerettet habe, zu dem sein Freund ihn überreden wollte – er hatte versucht sich damit herauszureden, dass er einigen Voluntären helfen muss. „Wo sind die denn?“ wollte sein Freund wissen, und wie aufs Stichwort erschien ich. Lachend laufen wir die Strasse entlang, und bleiben immer wieder stehen. Caesar kennt hier jeden. Er stellt mich als eine Freundin vor – das freut mich. Auch ich fühle, dass die Menschen auf der Station nach 2 Monaten Jatun Sacha und viel gemeinsamen Arbeiten, Gesprächen und Musizieren mehr für mich sind als nur die Mitarbeiter der Station.
Irgendwann verabschiede ich mich von Caesar, den ich hoffentlich nächstes Wochenende noch einmal sehe, und laufe zum Hotel zurück. Dort hat sich die Zimmersituation inzwischen geändert – nun sind wir zusammen mit Claudia und Adrian auf einem Zimmer, das aber noch gereinigt werden muss, weil ein betrunkener Gast dort gehaust hat. Keine sehr glückliche Vorstellung, doch als wir das Zimmer schließlich beziehen ist alles in Ordnung.
Matt, Marcela, Andre, Adrian und ich brechen bei schönstem Wetter zu unserer Wanderung auf. Der Tag ist fantastisch, und wir genießen den ungewohnt klaren Blick auf die Küste und zu Kickers Rock, wo wir vor 2 Wochen schnorcheln waren.
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Die Tierwelt meint es noch einmal gut mit uns, und ein paar Iguanas haben sich auf Felsen versammelt – irgendwie erinnern sie mich an die Mupetshow
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Bei hoher Flut kommen wir am Strand an, die Sonne brennt heiß, und es könnte paradiesischer nicht sein. Ein wenig stören die vier Ecuadorianer, die sich ihre Zeit mit hunderten von Fotos vertreiben, aber das können wir an einem schönen Tag wie heute verzeihen. Im Wasser tummeln sich riesige Meeresschildkröten, ein beleidigter kleiner Seelöwe schimpft immer wieder mit seiner Mutter, lachend werfe ich Muscheln auf Marcela – und wie kann man an so einem schönen Tag noch traurig sein. Der Rückweg ist heiss, im Ort angekommen trinken wir den traditionellen Batido (Milchshake) – diesmal mit Erdbeeren.
Die Welt meint es heute wirklich gut mit mir, die Dusche im Hotel ist ausnahmsweise warm, und der Wasserdruck reicht zum Haare spülen. Mit iPod bewaffnet setzte ich mich zu meinen Freunden in die Rezeption, lade Fotos und lese meine Mail. Ich freue mich riesig über die vielen warmen Kommentare zu meinem Abschiedsstatus in Facebook, und über die netten und mitfühlenden Mails von meinen Freunden zu Hause und in der Welt – sie alle scheinen zu wissen, wie schwer mir der Abschied von Jatun Sacha fällt.
Die Tür zum fliegt Hotel auf und Eduardo kommt herein. Das ist erstaunlich – normalerweise betritt er das Hotel nur um uns am Sonntag zum Aufbruch zu sammeln. Verblüffte Blicke treffen ihn, als er mitteilt „quiero hablar con Señora Susi“. Oh Gott, denke ich, ich habe sicher was auf der Station vergessen. Und dann lädt mich mein Freund zum Abendessen ein. Das ist nun wirklich eine Überraschung, normalerweise hält sich Eduardo am Wochenende von den Freiwilligen fern. Ich freue mich sehr, denn der kühle Abschied heute morgen hat mir zugesetzt, und kurze Zeit später gehen wir ins Restaurant, um noch einmal über Gott und die Welt zu reden. Das ist wörtlich zu nehmen, wir haben in den vergangenen Wochen viel über Religion und Gott gesprochen, und als ich ihn frage, ob ich ihn am nächsten Wochenende in die Kirche begleiten kann, bittet er mich dort „Amazing Grace“ vorzutragen. (Das macht mich nervös – aber nur ein bisschen, denn der nächste Sonntag ist ja noch so weit weg…) Nach einer knappen Stunde verabschiedet er sich – auch Samstag abends geht er zum Gottesdienst – und ich treffe mich im Hotel mit meinen Freunden. Während die anderen Pizza essen, teile ich mir (zum Nachtisch) mit Matt einen „Chocolate Vulcano“ – das ist so Tradition. Wir feiern Emilys Geburtstag, ziehen weiter in die Bar, und trinken (Bier) und tanzen noch ein wenig. Dankbarkeit steigt in mir auf – für all die Menschen, die mir diesen traurigen Tag um so vieles leichter gemacht haben.
Und so endet ein Tag der mit Tränen begonnen hat mit einem Lächeln.
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Höhepunkte

Zwei Monate auf Jatun Sacha sind vergangen – die Zeit ist gerast! So viele schöne Tage, so viele grosse und kleine Erlebnisse. Ein paar will ich hier in meinem vorletzten Blog noch erzählen.
An einem Tag wie jedem anderen arbeiten wir mal wieder mit der Machete. Wir laufen in Richtung Morafeld, das inzwischen mit Kaffee bepflanzt ist und recht aufgeräumt aussieht. Ich helfe Angela, einer 67 jährigen Freiwilligen aus England, die mich immer wieder mit ihrer Entschlossenheit und ihrem Spass an Macheten Arbeiten begeistert. Der Weg geht steil bergab, es ist super schlammig, und Angela ist sehr dankbar für meine helfende Hand. Unfallfrei stossen wir zu den anderen, und stellen erfreut fest, dass heute nicht Brombeeren, sondern eingewanderte Bäumchen und Bäume bekämpft werden. Ich bin nach den vielen Wochen auf der Station Macheten erprobt, und freue mich auf die Herausforderung.
Eduardo verteilt die Macheten, und weist uns unsere Plätze zu. Schon beim ersten Schritt stolpere ich, und falle mitsamt Machete kopfüber in den Wald. Reflexartig halte ich die Machete weit weg vom Körper. Natürlich habe ich mir das Bein angeschlagen, aber sonst ist alles ok. Als ich mich wieder aufrapple, strecken sich mir helfende Hände entgegen und ich schaue in zwei verstörte Gesichter. Offensichtlich hat mein Sturz mit Machete noch spektakulärer ausgesehen als er sich anfühlte, und Angela und Eduardo rechnen mit dem schlimmsten… Wir alle sind sehr froh dass nichts passiert ist, ich noch ein wenig mehr als ich später feststelle, dass ich mit der Machete ein Stück meines Handschuhs aufgeschnitten habe…
Den Rest des Vormittages erfreue ich mich an der Tatsache, dass ich mit der Machete inzwischen größere Bäume mit wenigen Schlägen fällen kann. Ein weiteres Highlight ist eine (endemische) Eule, die Eduardo in einem Baum direkt am Weg entdeckt hat. Sie läßt sich von uns nicht stören, und so entstehen einige wunderschöne Fotos.
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Schon seit vielen Wochenenden möchte ich einen Ausflug zum „Playa Baquerizo“ machen. Das ist eine längere Wanderung, und ich habe schon zwei Anläufe hinter mir. Beim erstem Mal war ich alleine unterwegs, und habe nach wenigen Minuten auf dem steinigen und unebenen Pfad beschlossen, dass dies etwas ist, die man besser in der Gruppe unternimmt. Auch in diesem Teil der Insel ist die Mobilfunk Abdeckung sehr schlecht, keiner weiss wo ich bin, und der kleine Pfad wird offensichtlich wenig begangen. Einen zweiten Anlauf habe ich mit Stefanie begonnen, aber wir waren an einem Sonntag nach dem Ausflug zum Leuchtturm Punta Carola spät dran und die Wanderung zog sich länger als erwartet.
Zwei Wochen später ziehen wir in einer kleinen Gruppe endlich los. Die Treppe hinauf zum Aussichtspunkt Tijeretas, den wir passieren müssen, ist gesperrt, aber davon lassen wir uns nicht abhalten. Wir umgehen die Sperre, passieren vorsichtig die maroden Holzstufen, und biegen kurz vor dem Aussichtspunkt rechts auf den kleinen Pfad ab. Wir geniessen den schönen Blick hinunter aufs Meer, und verwechseln einen jungen Fregattenvogel mit einem Albatross – oups… Mal wieder entstehen ein paar schöne Tierfotos – die kann man hier auf den Galapagosinseln wirklich leicht machen.
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Der Weg führt steil und über loses Geröll hinab, und wir staunen über Andre und Marcela, die in ihren Flips (ohne Flop?!…) Schuhen problemlos das schwierige Terrain meistern. Die Schuhe sehen zwar aus wie Flipflops, haben aber Fussbett und eine stabile Sohle – und werden damit beworben, dass man gut darin laufen kann – eben weil das „Flop“ fehlt…
Unten angekommen finden wir uns auf der gegenüberliegenden Seite der kleinen Tijeretas Bucht wieder. Diese habe ich schon am ersten Wochenende mit Dot entdeckt, später haben wir sie mit Kanus erobert, und nun sind wir hier auf der anderen Seite. Der Weg ist gespickt mit scharfkantigen Lavasteinen, und immer mal wieder bewegt sich einer wenn man darauf tritt. Darin bin insbesondere ich die Expertin, und ernte bei unser nächsten Wanderung viel Gelächter, weil ich immer wieder auf den selben losen Stein trete…
Unterwegs sehen wir Iguanas, haben einige schöne Aussichten aufs Meer und auf Kickers Rock, und schliesslich kommen wir nach einer guten Stunde an einen paradiesischen Strand. Es ist wunderschön hier, wir sind ganz alleine (noch nicht einmal Seelöwen zeigen sich heute – nur ein einzelner ruht im Schatten der Büsche und gönnt sich ab und zu ein kühles Bad). Unten am Strand sitzt ein einsamer Iguana, und erlaubt uns freundlicherweise eine Fotositzung. Ich wate ins flache Wasser, und mache ein Foto vom Iguana mit meinen Freunden.
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Schliesslich hat er genug von uns, und bietet eine weitere Attraktion: wir sehen unseren ersten schwimmenden Iguana! Eigentlich hätte man anhand der Füsse vermuten können, dass diese nicht zum Schwimmen genutzt werden. Wir sind alle nachhaltig fasziniert von der Tatsache, dass zur Fortbewegung im Wasser einzig der Schwanz benutzt wird.
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Schöner kann dieser paradiesische Tag kaum werden, und in strahlender Sonne liegen wir am Strand, schwimmen mit den großen Meeresschildkröten und aalen uns auf Lavafelsen. Einzig die Bremsen stören ein wenig, und beissen insbesondere in vom Salzwasser nasse Beine. Und am Ende des Tages sind wir uns einig, dass wir den schönsten Strand der Insel gefunden haben.
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Die Arbeiten auf Jatun Sacha sind vielfältig, und ab und an treffen wir die „Ingeniera“ Isabella, die für die Regierung arbeitet und uns bei verschiedenen Tätigkeiten für Farmen der Umgebung anleitet. Um den Menschen auf Galapagos bessere Einkommensmöglichkeiten zu bieten, und um die Insel unabhängiger von den Lebensmittelimporten zu machen, bei denen immer wieder Tiere und Samen eingeschleppt werden, unterstützt die Regierung kleinere Farmen im Aufbau, und so pflanzen wir Kaffee, oder helfen beim Erzeugen von Kompost.
Eigentlich ist das eine schöne Abwechslung zu unseren sonstigen Tätigkeiten, wenn da nicht diese Ingeniera wäre…. Sie erklärt uns die zu erledigende Arbeit nur sehr rudimentär, selber macht sie sich die Hände nicht mit einem Werkzeug schmutzig. Die Anleitung lautet „alle 3 Meter eine Kaffeepflanze“, manchmal auch „alle 4 Meter eine Kaffeepflanze“, und dann wird mürrisch korrigiert. Mich hat sie schon vor ein paar Wochen um den Verstand gebracht, weil das von mir mühsam im harten und verwurzelten Boden gegrabene Loch an der falschen Stelle war – mit der Bemerkung „no, aqui“ („nein, hier“) liess sie mich zehn Zentimeter weiter ein neues Loch graben. Heute bringt sie Andre auf die Palme, indem sie ihm immer wieder zuruft „tres metros“ („drei Meter“), egal wo er den Spaten ansetzt. Schliesslich ruft er entnervt, sie solle doch bitte zeigen wo ihrer Meinung nach die drei Meter sind – das tut sie, wenn auch nur widerwillig.
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Wr geniessen den Tag trotzdem, es ist immer wieder interessant, auf einer anderen Farm zu arbeiten. Die Zeit vergeht wie im Flug, in der wohlverdienten Pause essen wir Weissbrot mit Karamellcreme – lecker! Später helfe ich der Ingerniera und Adrian beim Anlegen von Kompost. Sie steht neben uns und gibt knappe „Befehle“: “ Trockenen Blätter – Früchte schneiden – mehr Wasser – frische Blätter- …“. Beim Wechsel zwischen der Arbeit mit Wasser und den schmutzigen Früchten ziehe ich die Arbeitshandschuhe mal an und mal aus. Und als ich dann angeschnaubt werde „mas rapido“ – „schneller“, reisst mir fast der Geduldsfaden. In den nächsten Wochen gelingt es mir, die Arbeit mit der Ingeniera zu vermeiden. Ich bin wirklich froh darüber, ich arbeite sehr viel lieber mit Eduardo oder den Leuten von der Galapaguera, die auch mal selbst mit anpacken…
Wie ihr schon wißt, wird viel mit der Machete gearbeitet. Aber noch eine andere Arbeit ist in diesen Wochen wiederkehrend: Löcher graben. Schon vor ein paar Wochen ist der Fäkalien“tank“, im neuen Haus übergelaufen. Und nun heisst es: Loch graben. Lydia gibt die Masse aus: 3 Meter lang, 3 Meter breit, und 3 Meter tief. Die Erde ist hart und feucht, und mit vielen vielen Freiwilligen graben wir wochenlang an diesem Loch. Immer wieder finden wir uns hier zur Nachmittagstätigkeit ein: 2 Freiwillige hacken die schwere Erde mit der Spitzhacke auf, zwei weiter gehen anschliessend in das Loch und schaufeln die lose Erde hinaus – was mit der Tiefe des Lochs nicht einfacher wird. Ein bis zwei von uns entfernen die herausgeschaufelte Erde vom Rand des Lochs, so dass keine hohen Wälle entstehen. Der Rest steht herum, feuert an, macht dumme Bemerkungen oder bewirft die schwer arbeitenden Menschen mit Erde oder Orangen – je nachdem… Die Schaufeltruppe im Loch rächt sich mit wohlgezielten Erdwürfen, oder wirft sich (meistens unbeabsichtigt) gegenseitig Erde ins Haar. Alles in allem ein anstrengender Spass, aber mit der fröhlichen Truppe ein lustiger Zeitvertreib.
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An einem Dienstag morgen (während wir anderen in der Galapaguera einen ganz besonderen Vormittag verbringen, von dem ich gleich berichten werde) bleiben Andre, Marcela und Matt zusammen mit Eduardo in der Station, um endlich dieses Lebenswerk zu vervollständigen. Und als wir anderen wieder auf die Station kommen, ist das unter einer Abdeckung von Stämmen, Folie und Erde verschwunden.
Doch keiner muss sich Sorgen machen, dass er nicht mehr graben darf. Schon 2 Tage später, während ein Teil der Truppe in der Nähe der Galapaguera im Gewächshaus arbeitet, bleiben Claudia, Tom, Julian, Eduardo und ich in der Station, um eine Grube für Orangenschalen auszuheben. Zu Kompost lassen sich die Mengen die wir hier haben nicht verarbeiten – überhaupt sind Orangen schlecht für Kompostierung geeignet und wenn dann nur in kleinsten Mengen zu verarbeiten. Also muss ein Loch her. Ich habe Spass daran. Wie so vieles was wir hier machen kann man am Ende so schön das Ergebnis sehen – ein wesentlicher Unterschied zu meiner Arbeit zu Hause. Und so graben wir diesmal ein kleines Loch: 1,50 m x 1,50 m, und nur 50 cm tief. Zu fünft sind wir immer noch ein paar Stunden beschäftigt. Zufrieden sitzen wir um kur vor 12:00 Uhr um unser Loch herum, bewundern unser Werk und unterhalten uns. Ich kann der Versuchung nicht widerstehen Claudia und dann auch Eduardo mit kleinen Erdbrocken zu bewerfen – schliesslich muss ich Kristas Tradition aufrecht erhalten. Eduardo flüstert Claudia etwas in schnellem Spanisch zu – ich verstehe es nicht, sie schüttelt ablehnend den Kopf. Ich denke mir nichts Böses, als Eduardo kurz darauf aufsteht und vorgibt etwas schauen zu wollen. Und dann kann ich gar nicht so schnell schauen, wie ich kopfüber in der frisch ausgeschaufelten Erde liege… Die Revanche ist gelungen, lachend verteidige ich mich gegen ein paar Hände lockerer Erde, die auf meiner Bluse landen. Und selten hatte ich einen besseren Grund zum Duschen…
Bisher habe ich in den vergangenen 8 Wochen erst einmal direkt in der Schildkrötenstation gearbeitet – an dem Tag an dem Corey sich mit Manzanilla verätzt hat. Ich möchte soooo gerne noch einmal dort arbeiten, näher an den Schildkröten, wie es einige andere Freiwillige in den vergangenen Wochen gemacht haben. Und manchmal gehen Träume in Erfüllung – schöner als man es sich je vorgestellt hat. An meinem letzten Dienstag morgen muss ich eigentlich wegen einer Nachuntersuchung zwecks Blasenentzündung in die Stadt. Aber es geht schon viel besser, und eigentlich muss ich nur eine Urinprobe vorbeibringen. Eduardo überredet mich schließlich einmal fünf gerade sein zu lassen, Caesar nimmt meine Probe mit in die Stadt, nd auf mich wartet Arbeit mit den Schildkröten wie sie näher nicht sein könnte.
Zu zehnt machen wir uns im Taxi auf den Weg, draußen regnet es Bindfäden, aber wie immer wird das in Richtung Küste ein wenig besser. An der Galapaguera angekommen erwartet uns schon der verantwortliche Naturführer und erklärt uns, dass wir heute eine ganz besondere Aufgabe haben. Zweimal im Jahr werden die Schildkröten vermessen. Mit dem Zollstock werden Länge und Breite kontrolliert, dann wird die Schildkröte auf den Rücken gedreht, dort ebenfalls gemessen und schliesslich gewogen.
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Das bedeutet viel Stress für die Schildkröten, und wir dürfen sie (natürlich) nicht mehr als unbedingt nötig anfassen. Die Prozedur sollte so schnell wie möglich durchgeführt werden, um das arme Tier schliesslich wieder auf die richtige Seite zu drehen. Wir beginnen mit einer Schildkröte direkt am Wegesrand. Die anderen die sich hier gerade zeigen rühren wir nicht an, sonst bekommen die Besucher der Station den Rest des Tages keine Schildkröten zu Gesicht… Mit routinierten Bewegungen zeigt uns der Guide, was die Schlüsselpunkte für die Vermessung sind, und dreht das Tier dann auf den Rücken. Hier erleben wir zum ersten Mal wie sehr das die Tiere unter Stress setzt: der Atem des Tieres wird sehr laut (die Szene erinnert akustisch stark an „Krieg der Sterne“…). Zwei der anwesenden Jungs schultern die Waage, und dann wird das Tier mit Hilfe eines an den Panzer gebundenen Seils in den Haken eingehängt  – 220 Pfund. Schnell wird die Schildkröte wieder heruntergelassen und umgedreht.
Nun ziehen wir – abseits der Besucherpfade – durch das mit giftigem Apfel durchzogene Gebiet der Galapaguera und suchen die Schildkröten. Es ist gar nicht einfach die Messpunkte zu finden, und eine gut 100 kg schwere Schildkröte auf den Rücken zu drehen erfordert nicht nur Kraft, sondern auch einen guten Blick für das Gelände. Wir wechseln uns bei den Tätigkeiten ab, eine kleinere (60 Pfund) schwere Schildkröte wiegen Claudia und ich.
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Immer wieder erfüllt mich Mitleid, wenn ich das schwere und angstvolle Atmen der Kreaturen höre. Mehr als eine Schildkröte nässt sich auf dem Rücken liegend ein. Der Stresspegel ist enorm hoch für die Tiere, daher wird diese Prozedur auch nur zweimal im Jahr durchgeführt. Die fertigen Schildkröten werden mit einem großen weissen Punkt versehen.
Am Ende eines ereignisreichen Vormittags haben wir 19 Schildkröten vermessen, und mein Traum einmal näher mit den Schildkröten zu arbeiten ist auf einzigartige Weise wahr geworden.
So gerne würde ich einmal mit Andre und Marcela einen ruhigen Freitag auf Jatun Sacha verbringen, aber bisher habe ich das wegen meiner Aufgabe mit den Behinderten, mit denen ich Montags, Mittwochs und Freitags Sport treibe, nie gemacht. Am vorletzten Freitag schliesslich sage ich meinen Sportsfreunden ab, und bleibe auf Jatun Sacha. Ein Großteil der Freiwilligen fährt um 8:00 Uhr mit Caesar nach Puerto Baquerizo und läuft zum Strand „La Loberia“. Ich bin froh dass ich nicht mitfahre, dort war ich in den letzten Wochen unzählige Male. Eduardo bittet uns ihm beim Wochenend-Aufräumen zu helfen, ind wir beschliessen das vormittags zu machen, und nachmittags zum „großen Wasserfall“ zu gehen. Das ist ein beliebtes Wanderziel für freie Nachmittage, und ich war noch nie dort: Beim ersten Mal waren 30 Leute unterwegs – das war mir einfach zu viel. Dann hatte ich Sport, dann Küchendienst.
Mit 6 Leuten – Marcela, Andre, Matt, Claudia, Eduardo und ich – ist die Arbeit schnell erledigt. Wir fegen die Küche, tragen den Müll weg, fegen den Speisebereich, putzen Tische und Ablagen, und reinigen dann nich die beiden Wohnhäuser. Nach einer kurzen Pause treffen wir uns um 11 Uhr in der Küche. Eduardo erscheint nicht, das hatten uns Marcela und Andre schon vorausgesagt. Es sei ihm gegönnt – er kocht gut, aber nicht gerne. Wir schälen Berge von Kartoffeln, um frische Pommes Frites zu machen. Dazu gibt es gerösteten Broccoli, Omelette, Salat und Knoblauchsauce. Kurz vor dem Essen taucht Eduardo auf, meckert ein wenig dass es keinen Reis gibt, und isst dann zusammen mit uns mit Genuss. Nach dem Essen geht es in der kleinen Gruppe zum Wasserfall. Der Weg ist stellenweise schlammig, teils sehr felsig, und irgendwann rät  Eduardo uns, die Kapuze aufzusetzen und keine Bäume anzufassen – in dieser Gegend treiben Feuerameisen (eine von Menschen versehentlich eingeführte Spezies) ihr Unwesen, und die Bisse sind sehr schmerzhaft. Wir haben Glück, keiner von uns wird attackiert, auch wenn ich nach kurzer Zeit wieder nach den Bäumen greife. Der Weg ist einfach zu schlammig und felsig, und ein paar Mal drohe ich zu rutschen. Und dann ist es doch so weit: ich rutsche, falle fast in den Fluss, ind pralle schmerzhaft auf dem Schienbein auf. Ein weiterer blauer Fleck, darauf kommt es nicht mehr an… Den Rest des Weges zittern mir die Beine, und ich bin froh dass Matt und Eduardo mir über manche schwierige Stelle hinweg helfen. Immer wieder kommen wir an kleinen Kaskaden vorbei, und schließlich sind wir an dem „großen“ Wasserfall, der nicht spektakulär hoch ist, aber dafür in ein wunderschönes Becken fällt, in dem man schwimmen kann.
Marcela und ich sind vorbereitet, und tragen bereits den Bikini. Als wir uns ausziehen, warnen ins die Freunde vor den Heerscharen von Moskitos, die sich auf unserem verschwitzten Rücken niederlassen. Ich denke mir nicht viel dabei, denn normalerweise werde ich von Mückenstichen weitestgehend verschont. Nicht so dieses Mal. Marcela zählt am nächsten Tag gut 40 Stiche, die empfindlich jucken… Aber noch wissen wir nichts von diesen Nachwirkungen, und vorsichtig arbeiten wir uns über die rutschigen Felsen in Richtung Wasser. Dieses ist erfrischend kühl, und zum Schwimmen atemberaubend schön. Wir duschen im Wasserfall, schwimmen von rechts nach links, und können uns kaum trennen.
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Als wir dann doch schliesslich aus dem Wasser steigen, schlüpfen wir schnell in unsere bereitliegenden Sachen. Eduardo schwimmt und fängt ein paar Süßwasserkrabben (die wir dann leider bei der Zubereitung des Abendessens vergessen).  Er schwimmt im T-Shirt – den Tipp hätte er uns gerne weitergeben dürfen…
Am Abend zaubern wir gemeinsam ein wunderbares Menü (Eduardo kocht – zusätzlich zu den Pommes gibt es Reis, aber das sind wir ja inzwischen gewöhnt…), dazu gibt es Hühnchen in einer sehr leckeren Marinade. Zur Feier des Tages decke ich den Tisch mit den Teelichtern, die mir France hinterlassen hat. Wir fühlen uns wie im Paradis. Das Dinner wird nur noch übertroffen von den Essen der folgenden Woche – wieder sind wir nur eine kleine Gruppe, und diesmal gibt es Knoblauchbrot als Vorspeise und Aprikosen mit Schlagsahne als Nachtisch…
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Das Wochenende hält noch einen zweiten Höhepunkt für uns bereit: eine zweite Tour zu „Kicker Rock“. Das ist die bekannteste Schnorchel- und Tauchgegend bei San Cristobal, und beim ersten Mal habe ich hier nur eine Meeresschildkröte gesehen, und weit in der Tiefe einen Schatten, der wohl ein Hai war. Am Sonntag morgen mache ich mich mit ein paar meiner Freunde auf den Weg. Schon gestern nachmittag haben wir den Neoprenanzug anprobiert (ohne den man hier um diese Jahreszeit wirklich nicht ins Wasser möchte). Bei schönstem Wetter und ruhiger See fahren wir aus dem Hafen.
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Das sind ganz andere Voraussetzungen als beim letzten Mal. Schon beim ersten Schnorchelstop tanzt ein Seelöwe um uns herum. Die Tiere, die an Land so überaus plump wirken bewegen sich im Wasser äußerst filigran, und sind wunderschön anzuschauen. Wasserschildkröten und Fische sind zu sehen – viel mehr als beim letzten Mal. Irgendwann wird es kühl, und wir gehen wieder an Bord um den Höhepunkt unseres Ausflugs anzusteuern: Kicker Rock, im spanischen „Leon dormido“ genannt. Der Felsen mitten im Meer ist zweigeteilt, und wir schnorcheln durch den Kanal, der die beiden Teile voneinander trennt.
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Und schon nach kurzer Zeit gibt uns der Guide ein Zeichen: Der erste Hai. Das Wasser scheint viel klarer als beim letzten Mal, und etwa 10 Meter unter uns passiert ein Hai. Dann noch einer. Dann noch einer… Und dann schauen wir staunend (und ein wenig verängstigt) auf vielleicht 40 Haie hinab, die unter uns ruhig ihr Runden ziehen. Was für ein majestätischer Anblick!! Es fällt schwer sich zu lösen, aber irgendwann schwimmen wir dann doch weiter, und werden von einem Schwarm Stachelrochen belohnt. Ruhig „fliegen“ sie unter uns dahin – mit ihren Bewegungen wirken sie eher wie Vögel. Die Sonne strahlt, und die zarten Tupfen der Fische heben sich golden ab – mein Gott, ist das schön! Dann ruft Andre – er hat einen Schwarm Kugelfische entdeckt.
Ab und an sehen wir noch einen Hai, und Schwärme kleinster Fische. Dann haben wir den Kanal durchschwommen, und gleiten weiter an der Lavawand entlang. Mal taucht eine Schildkröte auf, mal ein Seeigel, doch hier ist es ruhiger. Mit klappernden Zähnen beschliesse ich als erste an Bord zu gehen, und blaugefroren schäle ich mich aus dem Neoprenanzug. Wir dümpeln noch eine Weile dahin, ehe die anderen kommen. Dann essen wir vor einem kleinen Strand Mittag, ruhen eine Weile und beobachten Iguanas und Krebse, und fahren schließlich glücklich wieder zurück nach Puerto Baquerizo. Ich bin so froh, dass ich die Tour noch ein zweites Mal gemacht habe!
So viele schöne Ausflüge und Erlebnisse – und leider steuert diese einmalige Zeit schnell auf ihr Ende zu…
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Now in Theaters Near You

This movie is an awesome demonstration of what we saw at the Galapagos islands. Thank you so much for putting it together, my dear „like friend“ Andre 🙂

TwoOfUsTogether

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Menschen

Am Montag beginnt meine letzte Woche auf Jatun Sacha. Für ein Resume ist es zu früh, aber neben den vielen großen und kleinen Abenteuern sind es die wunderbaren Menschen, die mir die Zeit hier unvergesslich machen werden. Diejenigen die meine Facebook Einträge verfolgen wissen das schon.

Es gelingt mir sicher nicht alle wunderbaren Menschen aufzulisten, die ich getroffen habe. Ich habe tiefe Freundschaften geschlossen, und viele der Menschen hier haben mein Herz berührt.
In der ersten Woche habe ich meine Achtbett-Unterkunft mit der Schweizerin Lisa geteilt, die mir in der kurzen Zeit eine gute Freundin geworden ist.
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Dot, mit der ich am ersten Wochenende die Ortschaft Puerto Baquerizo erkundet habe, und die mit Ende 50 so absolut cool, abenteuerlustig und liebenswert ist.
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Mit France verbindet mich eine tiefe Freundschaft, und ich werde sie mit Sicherheit in Kanada besuchen. Wir haben so viel gelacht, abends gespielt, und ernste und lustige Gespräche geführt. Und sie hat mir ihren Schlafsack hinterlassen, der mich jede Nacht warm und trocken hält.
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Marcela und Andre begleiten mich seit meiner zweiten Woche hier – wie ich bleiben sie acht Wochen. Und aus netten Gesprächen ist mittlerweile eine tiefe Freundschaft geworden. Wir haben viel miteinander unternommen – Kayak fahren, einen Schnorchelausflug, und eine wunderbare Wanderung zu einem einsamen Strand , und einen unvergesslichen ruhigen Freitag auf Jatun Sacha.
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Maìri, die fast gleichzeitig mit mir ankam und mit der man so viel Spass haben kann. Und deren großes Herz für Tiere und ihre Tränen für ein sterbendes Seehundbaby mich tief berührten.
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William, der 17 jährige Junge aus England, der uns mit seiner Reaktion auf die kalte Dusche zu Lachtränen verholfen hat.
Die stille Stefanie, mit der ich so viel unternommen und so viel Spass gehabt habe. Und die mir immer das warme Wasser in der Dusche geklaut hat….
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Krista, die drei Wochen meinen Raum mit mir geteilt hat, und mir eine wunderbare Freundin war. Wann immer eine Maracuja Frucht schmerzhaft in den Rücken flog, ich nasse Hände im Gesicht hatte oder kleine Früchte in den Gummistiefeln – die Schuldige stand fest. Sie ist und bleibt unser liebenswerter Troublemaker.
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Nadine und Geraldine aus der Schweiz, die in aufeinanderfolgenden Wochen hier waren und beide besonders nette Menschen sind.
Corey, mein Teammate, mit dem ich besonders gerne gerbeitet habe, und Matt der in der gleichen Woche hier war.
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Becky und Emily, deren Abenteuern auf Facebook ich noch immer gerne folge.
Charly, dessen nordenglischen Dialekt ich bis zum Schluss nicht verstanden habe, und Etna, mit der ich in der gleichen Zeit meinen Raum geteilt habe.
Mat mit dem unausprechlichen Nachnamen, der erst vor zwei Wochen zu uns gestossen ist und bis Oktober bleibt.
Caesar, der Direktor der Station, mit dem ich so gerne singe und Gitarre spiele, und der immer für alle da ist.
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Lidia, die Administratorin der Station, ein strenges Regiment führt, aber unter ihrer harten Schale auch ein Herz.
Sandra, unsere junge und fantastische Köchin, die mit ihren 19 Jahren problemlos Gerichte für 36 Leute zaubert.
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Paul, der Neffe der Barbesitzer, der immer für einen Scherz bereit ist, aber nach einem harten Tag auch mal freiwillig den Abwasch übernimmt.
Und last but not least Eduardo, der wirklich keine Gelegenheit auslässt mich aufs Korn zu nehmen, aber uns damit auch häufig zum Lachen bringt, und der mit seinen Macheten und Kettensägenarbeiten immer wieder beeindruckt. (Und oben auf dem Bild mit Sandra zu sehen ist.)
Und ja, ich habe viele vergessen: Anja, Franzi, Chris, Loreen, Svenja, Annika, Frank, Angela – und mehr.
Ich habe hier in den nun 7 Wochen so viele Menschen kennengelernt, ich habe sicher einige vergessen die mich eingenommen oder berührt haben.
Euch allen danke ich, und wenn ich nächste Woche mit gepacktem Rucksack das letzte Mal ins Taxi steige, dann verzeiht mir meine Tränen. In Jatun Sacha fühle ich mich zu Hause – dank euch!
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Que mas…?

Que mas, das heisst sinngemäß übersetzt so etwas wie „und sonst?“ Und ist eine beliebte Frage hier. Und ein guter Titel für diesen Blog Artikel,
In dem ich von verschiedenen kleinen und größeren Abenteuern berichten will. 
 
Ich habe in meiner Zeit auf Jatun Sacha wunderbare Menschen kennengelernt – unter anderem den Australier Corey. Leider hat ausgerechnet der immer hart arbeitende Corey eine der wenigen gefährlichen Pflanzen eindrucksvoll kennengelernt. Aber von vorne:
An einem schönen und trockenen Tag arbeiten wir in der Galapaguera. Sonst haben wir immer in der Nähe gearbeitet, im Gewächshaus oder im in der Entstehung begriffenen botanischen Garten. Aber nun sind wir mitten drin – auch wenn von den Schildkröten weit und breit nichts zu sehen ist. 
 
Auch hier sind wir wieder mit der Machete unterwegs. In den trockenen Zonen der Insel ist nicht Mora das Problem, sondern „Lantana“ – bei uns trägt die Pflanze den Namen Wandelröschen. Wer sie einmal im Balkonkasten gepflanzt hat der hat eine gewisse Vorstellung davon, dass diese Pflanze invasiv ist. Sie überwuchert auch dort alles – wie hier auf den Galapagos Inseln.  Die Arbeit ist ist anstrengend und gefährlich, denn die Büsche die wir schneiden wachsen dicht an dicht mit einer einheimischen, sehr gefährlich Spezies: dem Manchinelbaum, im spanischen „manzanilla de la muerte“, Äpfelchen des Todes genannt. Blätter und Früchte erinnern ein wenig an die eines Apfelbaums, daher der erste Teil des Namens. Die Pflanze gehört zu den Wolfsmilchgewächsen, und sondert eine milchige Flüssigkeit ab, die stark ätzend ist. 
 
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Wir alle arbeiten mit gebotener Vorsicht. Ich arbeite wie häufig im Team mit Corey, er schneidet die großen Äste, während ich sie zerkleinere und auf den großen Haufen schichte. Corey steckt mitten in den giftigen Apfelbäumen, und als er aus Versehen einen Zweig davon abschneidet, trägt er ihn selber zum Stapel, damit ich nicht damit in Berührung komme. 
 
Alles geht gut, wir sind sehr vorsichtig. Was ich nicht sehe, ist dass Corey sich nach getaner Arbeit sein verschwitztes Gesicht im T-Shirt abwischt. Nach getaner Arbeit gehen wir an den Strand in Puerto Chino, der ganz in der Nähe ist. Ich klettere auf einen Felsen, mache ein paar schöne Fotos, und laufe dann zurück. Corey sitzt ganz alleine unter einem Baum – gar nicht typisch für ihn. Ich merke gleich dass etwas nicht stimmt, und als ich ihn anschaue sehe ich, dass sein Gesicht krebsrot ist. Erst denke ich er hat sich einen starken Sonnenbrand geholt, aber dann erzählt er mir von seinem T-Shirt… 
 
Wir fahren auf dem Rückweg an einer nahegelegenen Farm vorbei, und Eduardo holt eine Frische Zitrone – das ist wohl das einzige das gegen den starken Juckreiz und die Verätzungen hilft, auch wenn Corey danach immer noch ziemlich elend aussieht… Uns anderen ist das eine Lehre, und zukünftig sind wir nich etwas vorsichtiger beim Umgang mit Manzanilla. 
 
Que mas…?
 
Am gefährlichsten ist hier das Fußballspielen. Seit meiner ersten Woche hier spiele ich nicht mehr, nachdem ein Ball mir die Brille von der Nase geholt hat, und ein weiterer seinen Abdruck auf meinen Nieren hinterlassen hat. Andre schlimmer um einiges schlimmer: er knickt mit dem Fuss um und binnen weniger Minuten hat er eine riesige Schwellung. Zwei Tage später gehen er und seine Frau Marcella zur Untersuchung ins örtliche Krankenhaus, und Andre bekommt eine Gipsschale um seinen Fuss, um diesen zu schonen. 
 
Damit ist Leben auf Jatun Sacha fast nicht möglich – die Pfade in Richtung schlaf- und Speisebereich sind schlammig und uneben. Einen halben Tag hüpft Andre auf einem Bein, dann ist klar: es müssen Krücken gebaut werden. Mit der Kettensäge sägt Eduardo zwei Bretter zurecht, und den Rest des Tages verbringt Andre damit, seine provisorischen Krücken zu füttern. Mit den Fusseln aus dem Trockner und viel Klebeband werden sie halbwegs erträglich – wir alle leiden mit ihm. 
 
Andre verbringt einen großen Teil der Woche im Speisebereich von Jatun Sacha. Der Weg von der Galapaguera zu Puerto Chino ist gepflastert, und so begleitet uns Andre am Ende der Woche dorthin. Mühsam arbeitet er sich auf Krücken an den Strand hinunter. Während Andre sich schwer atmend auf einem Stein niederlässt, wittert einer der Seelöwen die Chance auf eine besonders gemütliche Position, und bettet seinen Kopf auf die Krücken. Wir haben viel Spass dabei, einzig Andre ist etwas besorgt. Der Rückweg würde zu mühsam, und so wechseln sich Eduardo und Caesar mit 2 Freiwilligen ab und tragen Andre den Hang hinauf. 
 
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Was für ein Glück dass er sich inzwischen wieder auf eigenen Beinen fortbewegen kann… 🙂
 
Que mas…?
 
Mindestens einmal in der Woche gehen wir bei den Nachbarn arbeiten – häufig schneiden wir Mora mit unseren Macheten. An einem dieser Tage ruft mich Eduardo plötzlich zu sich – ob ich „medicina“ dabei hätte. Zunächst bin ich etwas irritiert, dann zeigt er mir seinen Arm – blutverschmiert – und fragt ib ich ihm helfen könne. Meine erste Reaktion ist zu den anderen Freiwilligen zu laufen, vielleicht hat jemand sein erste Hilfe Paket dabei. Aber Eduardo hält mich ab und sagt ich soll zunächst  zu ihm kommen und ihm helfen. Mir gehen panische Gedanken durch den Kopf – wie stillte man doch gleich eine Blutung, was haben sie uns im erste Hilfe Kurs gezeigt? Dann jedoch stiehlt sich ein breites Grinsen auf Eduardos Gesicht, und er zeigt mir was er auf seinem Arm hat – Brombeersaft! Ich bin geneigt meine Machete nach ihm zu werfen, aber halte mich dann doch zurück. 
 
Was ich erst später mitbekomme: Er macht den gleichen Scherz auch mit Anderen, und eine der Voluntäre stürzt ohne große Rückfragen los um Hilfe zu holen. Sie rennt zu unserer Station, und dort herrscht helle Aufruhr. Ein Taxi wird gerufen, die Zentrale in Quito alarmiert, Caesar, der Direktor der Station der gerade im Ort ist wird per Telefon eiligst informiert, und der Geschäftsführer von Jatun Sacha in Quito angerufen. Gleichzeitig schnappt eine der Freiwilligen den Verbandskasten und rennt in vollem Galopp zurück zum Feld. Erst auf halben Wege erreicht sie die Nachricht dass Eduardo sich einen Scherz erlaubt hat. 
 
 Das ganze Kommando geht zurück, die Taxe die schon auf halbem Wege zu Jatun Sacha war wird zurückgepfiffen und Eduardo entschuldigt sich für den rüden Scherz.  Zum Glück nehmen auch Caesar und die Leitung von Jatun Sache die Sache scherzhaft auf, und sind sich einig, dass dies eine wirklich gute Notfall Übung war. 
 
Scherze machen Eduardo und die anderen häufiger mit uns: 
 
Da muht es mitten in der Arbeit mit Mora plötzlich aus dem Gebüsch. Verunsichert halten wir inne – Stille. Wir arbeiten weiter – und wieder hören wir dieses zaghafte Tiergeräusch. Innehalten – Stille. Weitermachen – Geräusch. Aber was kann das für ein Tier sein, dass da hinter der undurchdringlichen Wand aus Mora steckt? Schließlich rufen wir Eduardo um Hilfe, doch der antwortet nicht. Wo steckt er nur? … Nun, nach einer Weile kommt er aus einer anderen Richtung aus dem Gebüsch, und fragt grinsend was denn los ist. Ein Blick auf sein Gesicht macht klar, wer oder was da „gemuht“ hat…. So undurchdringlich war das Mora Dickicht dann wohl doch nicht. 
 
Ein anderes Mal überqueren wir auf dem Rückweg von der Arbeit einen Bach. Ich bin ganz hinten, direkt hinter Eduardo, der plötzlich hinter mich deutet und mir etwas zuruft. Mist, warum falle ich immer wieder herein? Hinter mir ist natürlich nichts…. Dafür prasselt plötzlich Wasser auf mich nieder, und als ich mich wieder umdrehe ist Eduardo schon wieter gegangen. Nur an seinen zuckenden Schultern kann ich erkennen dass er offensichtlich etwas zu lachen hat…
 
Gerne werden die Neulinge gefragt: „Magst Du Schildkröten?“ Natürlich bejahen sie die Frage, und Caesar oder Eduardo erklären fröhlich: „Ich auch, aber mit viel Zwiebeln“. Auch Paúl, der Neffe von der Nachbarfarm, der viel mit uns arbeitet, hat seine Spass mit den Freiwilligen. An einem unserer Wandertage am Strand machen die beiden sich den Spass, mir das Wort für Algen falsch beizubringen. Statt „alga“ erklären sie mir es hiesse „nalga“. Die beiden werfen sich fast in den Sand vor Lachen, und Marcella klärt mich auf: „nalga“ ist das Wort für Arschbacke. Ich räche mich indem ich eine Portion nassen Seetang werfe – und treffe! 
 
Franzi, eine andere Freiwillige aus Deutschland, ist derweil mit einem Handtuch über dem Kopf von ihrer Umwelt abgeschirmt eingeschlafen. Paúl schleicht sich an sie heran und macht das charakteristische Geräusch eines ärgerlichen Seelöwen. Mit einem spitzen Schrei fährt sie hoch – und guckt in Paúls lachendes Gesicht. Wie gemein… Aber wir anderen lachen fast Tränen; die Szene ist einfach zu komisch. 
 
Que mas…?
Nun, ich will einen anderen Blogartikel meinen wunderbaren Freunden hier auf Jatun Sacha widmen, aber an dieser Stelle sei schonmal vorgegriffen. Meine liebe Freundin und Mitbewohnerin Krista ist ein echter Troublemaker. Wann immer in den bereitstehenden Gummistiefeln plötzlich Scharen von Steinchen stecken: Krista war es! Und wenn in der wohlverdienten Pause kleine Äste auf Deinem Rücken landen kannst Du sicher sein: Es war Krista. Nun, eines Tages war es etwas mehr als ein Zweiglein: Da flog plötzlich eine Passiosfrucht. Ich weiss nicht mehr ob sie Marcella oder Andre getroffen hat, einer von beiden jammert noch heute über den blauen Fleck… Und seit diesem Tag gibt es die Tradition der „flying passion fruits“, und die immer wiederkehrende Frage, warum diese Gefahr auf den Galapagos Inseln in keinem Reiseführer erwähnt ist. 
 
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Que mas…? 
Es bleibt noch zu sagen, was ihr wohl schon selber vermutet: Trotz harter Arbeit und mangelndem Komfort haben wir hier oben auf Jatun Sacha viel Spass – und ich möchte keinen Tag missen. 
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Ein ganz normaler Tag…

Ich glaube nicht, dass man sich bei uns zu Hause wirklich einen ganz normalen Tag auf Jatun Sacha vorstellen kann. Ich will mal versuchen euch das ein wenig näher zu bringen. 
 
In der Ferne kräht ein Hahn. Ein anderer kräht in der Nähe. Dann wieder der andere. Seufzend hole ich mein iPhone unter dem Kopfkissen hervor: 4:30 Uhr. Zum wiederholten Male beschliesse ich, den hiesigen Tieren entweder Fachliteratur zukommen zu lassen (Stichwort: Sonnenaufgang) oder morgen einem der Hähne den Hals umzudrehen. Mit diesem Gedanken schlafe ich wieder ein. Frühstück gibt es um 7:00 Uhr, und gegen 6:20 Uhr schlüpfe ich leise unter meinem Moskitonetz hervor, um meine Mitbewohnerin Edna nicht zu wecken. Ich schüttle meine Schuhe aus – man weiss ja nie, ob sich dort über Nacht eine der riesengroßen schwarzen Spinnen eingenistet hat – und stecke das Moskitonetz sorgfältig wieder unter die Matratze. In den anderen Zimmern ist es noch still – die Zimmer haben zwar Holzwände, aber diese gehen nicht bis unters Dach. Im Moment wohnen wir zu zwölft im „neuen Haus“ – es waren auch schonmal mehr. Durch die mit Moskitonetzen bespannten Fenster fällt das Morgenlicht, und häufig wird dieses morgendliche Idyll durch das rhythmische Trommeln von Regen auf dem Dach komplettiert. 
 
Leise schlüpfe ich in meine Arbeitskleidung, die klamm an einem Nagel an meinem Bettpfosten hängt. Alles was man hier nicht in Plastiktüten aufbewahrt ist dauerhaft feucht. Die Luft ist angenehm milde – so um die 20 Grad Celsius, trotzdem verursacht die klamme Kleidung auf der Haut ein leichtes Frösteln. 
 
Leise gehe ich die knarrenden Holzstufen hinunter und hinüber zum Wasch- und Duschhäuschen.
 
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Dass wir eine Toilettenspülung mit fließendem Wasser haben ist echter Luxus. Im Waschbecken turnt ein Tausendfüßler – sei’s drum, die sollen auch leben. Zurück im Zimmer hänge ich mein Handtuch auf, verpacke sorgsam Schlafanzug, Taschenlampe, und das außer als Uhr nutzlose iPhone in einer Plastiktüte und mache mich auf den Weg zur Küche. Ein oder zwei Freiwillige helfen hier schon seit 6:00 Uhr beim Frühstück machen: Saft pressen, Tisch decken und unserer Köchin Sandra beim Servieren zur Hand gehen. 
 
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Um 7:00 Uhr wird aufgetischt. Beliebte Spezialitäten sind frische Pfannkuchen, die wir mit Marmelade, Honig, oder (besonders lecker) mit Erdnussbutter, Honig und frischen Bananen belegen. Oder es gibt Müsli mit frischen Früchten, oder Rührei mit Toast… Ich trinke Saft zum Frühstück. Das Kaffee Trinken habe ich mir abgewöhnt. Wir haben hier oben nur Milchpulver, und das klumpt so unappetitlich. Und an die ecuadorianische Variante ohne Milch und mit viel Zucker kann ich mich einfach nicht gewöhnen. Jeder wäscht sein eigenes Geschirr ab, abgetrocknet wird von den jeweiligen Küchenhelfern. 
 
Um 8:00 Uhr treffen wir uns vor der Küche. Wir tragen Gummistiefel, Arbeitskleidung, Regenjacke, Handschuhe und den Moskitoschutz für das Gesicht. Je nach Arbeitseinsatz fahren wir zunächst ein Stück mit der Taxe, oder laufen direkt von der Station aus los. Wir gehen zunächst hinunter zum „alten Haus“. Hier befinden sich die Werkzeuge und Macheten. Eduardo schleift sie vor jedem Einsatz – ein Geräusch dass mir Gänsehaut verursacht. 
 
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Ein wesentlicher Teil unserer Arbeit besteht darin, die Insel von nicht endemischen Pflanzen zu befreien. Wie schon anderweitig erwähnt ist eines der größten Probleme die Überwucherung mit Brombeeren. Weite Teile der feuchteren Regionen sind von „Mora“ (spanisches Wort für Brombeeren) überwuchert, sie rankt an Bäumen hinauf, und erstickt die einheimischen Pflanzen. Diese gilt es mit der Machete zu bekämpfen. Nach der Ankunft auf dem Feld gibt Eduardo gegebenenfalls eine kurze Einführung für die Neuen: 5 m Abstand voneinander halten, die zu hackenden Ranken nicht mit der Hand halten, sondern mit einem Stock, und die Machete immer vom Körper wegführen. Dann suchen wir uns einen Platz, und fällen mit geschickten Schlägen die Wucherpflanze. Ab und an hört man einen Schmerzensschrei, dann die erschreckte Frage: „mora or machete?“ (Umgangssprache ist bei uns Englisch oder Spanisch), und danach so manchen mehr oder weniger unterdrückten Fluch bezüglich Brombeerranken und Dornen. 
 
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Manchmal kämpfen wir uns still durch das Gestrüpp, manchmal tun wir uns auch zu kleinen Teams zusammen – wenn es darum geht einen abgebrochenen Ast aus den Ranken zu ziehen, oder wenn es einen besonders großen Baum inmitten der Ranken zu fällen gilt. Das ist dann doch eher Männersache, auch wenn ich durch die körperliche Arbeit inzwischen viel mehr Kraft in den Armen habe. Besonders gerne arbeite ich mit dem Australier Corey zusammen, er ist ungeheuer geschickt mit der Machete und arbeitet als wenn es um sein Leben ginge. Seite an Seite kämpfen wir uns durch die Brombeeren, und in der Pause kann man ein wenig stolz zurückschauen und sehen was man geschafft hat. Gegen 10:30 Uhr ruft Eduardo zur Pause, und erschöpft lassen wir uns auf einen Baumstamm oder Stein sinken und essen das mitgebrachte Sandwich. Hunger habe ich hier wirklich – aber bei all der körperlichen Arbeit nehme ich eher zu als ab. 
 
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Nach etwa einer halben Stunde greifen wir wieder nach der Machete, und bis 12 Uhr geben wir nochmal alles. Auf jeden Fall die meisten von uns. Es gibt tatsächlich Voluntäre die zur Freiwilligenarbeit kommen, um sich dann vor dieser zu drücken – eine Tatsache die mich immer wieder fasziniert (und – zugegeben – auch ein wenig ärgert) . Zum Glück sind diese in der Minderheit. 
 
Nach vier Stunden harter körperlicher Arbeit stolpern wir entkräftet den schlammigen Pfad hinauf, und wollen nur eines: Essen! Und das bekommen wir. Viel Reis, Hühnerfleisch, Fisch oder Omelette, und Bohnen, Linsen oder Salat. Dazu gibt es frischen Orangen- oder Maracujasaft. Wie verhungert stürzen wir uns auf das Essen, der Reis schmeckt gut mit scharfer Sauce oder Ketchup, und ja, nach der harten Arbeit ist hier eher der Gourmand als der Gourmet gefragt.  
 
Gegen 14:00 Uhr geht es weiter, bis dahin wird relaxt – in der Hängematte, beim Tischtennis, oder manchmal unterm Moskitonetz. Das tut gut, und so mancher von uns fällt nach der harten körperlichen Arbeit in einen tiefen, traumlosen Schlaf. 
 
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Aus gutem Grund tragen wir immer nich unsere verschwitzten Arbeitsklamotten, und um 14 Uhr treffen wir uns wieder im Essensbereich, um die nachmittägliche Arbeit anzutreten. Meistens werden wir in Teams aufgeteilt, und arbeiten um das Haus herum. Zwei oder vier Leute pflücken Orangen und suchen Passionsfrüchte, andere sortieren Gummistiefel, oder schleppen Holz für ein abendliche Lagerfeuer oder graben ein neues Loch für das Abwasser. Abendliches Lagerfeuer machen wir nicht oft, aber an trockenen Tagen gerne (diese sind hier nicht häufig). Immer wieder arbeiten wir im strammen Nieselregen, ab und an geht auch mal ein kräftiges Schauer nieder. 
 
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Nach getaner Arbeit versuche ich möglichst schnell unter die Dusche zu kommen – solange ich noch verschwitzt bin. Ich binde mir meinen Sarong um, und laufe mit Handtuch und Shampoo bewaffnet zu unserem Duschhaus. Meistens ist nur Stephanie schneller als ich, und unser „running gag“ ist „hey, Du hast mir das warme Wasser weggenommen…“  Die Wahrheit ist: Warmes Wasser haben wir hier oben nicht – gar nicht. Das Wasser wird direkt von dem nahegelegenen Bach durch Leitungen hierhergeführt. 
 
Der erste Moment unter der Dusche ist atemberaubend. Der Wasserdruck ist kräftig, und nach Trödeln unter der Dusche ist mir hier wirklich nicht zu Mute. Endlich ist die Seife abgespült, und schnell haste ich ins Haus zurück um mir etwas Warmes überzuziehen. Lange Ärmel und Hosen sind Pflicht – wegen der Mücken. An feuchten Tagen umschwärmen sie einen förmlich, und die wenigen ungeschützten Minuten nutzen sie redlich aus. 
 
Bis zum Abendessen bleibt noch ein wenig Zeit, meistens schreibe ich etwas an meinen Blogeinträgen oder gehe schon etwas früher hoch in Richtung unseres Essbereiches. Es gibt immer etwas zu helfen, oder jemanden der gerade einen Tischtennispartner sucht. 
 
Zum Abendessen gibt es wieder Reis, manchmal auch Kartoffelbrei (Festtag), und den Abend verbringen wir mit Reden, Spielen, oder Singen und Gitarre spielen. Draußen regnet es, mal heftig, mal weniger heftig, und zwischen 21 und 22 Uhr gehen (oder schlittern) wir auf dem teilweise schlammigen Pfad in Richtung unserer Häuser. 
 
Noch einmal geht es mit der Taschenlampe in Richtung Waschhaus, und ich putze meine Zähne. Im Licht der Taschenlampe fällt der Blick auf die eine oder andere große Spinne – auch daran habe ich mich schnell gewöhnt. Den Schlafanzug aus der Plastiktüte, Hose und Hemd in die Plastiktüte, iPhone und Taschenlampe unters Kopfkissen – dann krieche ich ins Bett, und stecke sorgfältig das Moskitonetz unter die Matratze, und schlüpfe schnell in meinen Schlafsack. Draussen rauscht der Regen, an trockenen Tagen zirpen Grillen, und zu diesen Geräuschen falle ich in einen tiefen Schlaf. 
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